1932

Freundschafts-Banner

Zeitschrift

Die erste Seite der ersten schweizerischen Homosexuellen-Zeitschrift vom 2. Januar 1932 präsentierte ganz oben ihr Motto: "Durch Licht zur Freiheit. Durch Kampf zum Sieg." Und unter dem Titel "Zum Geleit!" hiess es:

"Mitten im Winter hat ein kühner Sonnenstrahl ein kleines verborgenes Pflänzchen geküsst. Und siehe da - das Pflänzchen reckte sich und ward ein kleines bescheidenes Veilchen1. Ein zartes Veilchen in Eis und Schnee, - wem lachte da nicht das Herz vor Freude. Soll es schon Frühling werden? Ja, Frühling soll und muss es werden bei unseren Artgenossen, Freude und Sonnenschein soll hineingetragen werden in all die stillen Dulderherzen nah und fern. Wir wissen, wie qualvoll es ist, allein & unverstanden, oftmals von schlimmsten Seelenqualen verfolgt, den Weg durch das schwierige Leben zu gehen. Allen diesen Einsamen und Bedrängten rufen wir zu: Seid unverzagt, ihr seid nicht allein, mit euch fühlen Tausende und Hunderttausende. Doch ohne Kampf kein Sieg! Gerade wir Artgenossen müssen uns zusammenschliessen, nur vereinte Kraft, Alles schafft."

Es erschienen 15 Ausgaben, dann, plötzlich nur noch von Männern für Männer herausgegeben, vier weitere und schliesslich bis zum 12. November drei letzte, lediglich als zweiseitiges Beiblatt im deutschen Freundschaftsblatt. Dann war Stille bis zum Neuanfang am 4. April 1933.

Zuvor aber sei hier noch ein Beispiel kämpferischen Geistes aus diesem ersten Jahr der Zeitschrift angefügt: "Finanzdirektion ZH"

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Ernst Ostertag, Februar 2005

Anmerkungen
1

Gebündelte Veilchen, etwa aus Stoff gemacht und an die Kleidung geheftet, waren in den 20er Jahren das Erkennungszeichen lesbisch liebender Frauen.

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