1926

Zürich

Ein frühes Ende

Deutsche Zeitschriften dienten, da es bis 1932 keine schweizerischen gab, als einzige Informationsblätter für Homosexuelle und ihre Gruppierung in der Schweiz. Sie wurden regelmässig gelesen - meist wohl im Abonnement - und hatten entsprechenden Einfluss auf die hiesigen Kreise von Art- oder Kampfgenossen: Man fühlte sich gegenseitig verbunden.

Zur weiteren Geschichte des SBfM schrieben Ilse Kokula und Ulrike Böhmer in ihrem Buch "Und die Welt gehört uns doch!"1:

"Im Gegensatz zum Vorjahr wurde 1926 über die Hauptversammlung [...] weniger positiv berichtet. Lediglich 35 Mitglieder waren anwesend. Der seit der Gründung des Bundes vor vier Jahren amtierende Präsident und der Vizepräsident traten [...] zurück. Die Wahl des neuen Präsidenten hatte die Verlagerung des Bundessitzes nach St. Gallen zur Folge [...]. In den uns zugänglichen Nummern des Freundschaftsblattes des Jahres 1927 finden sich keine Angaben mehr zur Schweiz. Wir müssen deshalb davon ausgehen, dass [...] die Organisation [...] auseinanderfiel."

Für eine dauerhafte schweizerische Organisation mit eigener Zeitschrift war die Zeit noch nicht reif; noch fehlten jene Pioniere, die sich über Jahre und Jahrzehnte für Befreiung und Gleichberechtigung einsetzen konnten und die gemeinsame Sache trotz aller Schwierigkeiten auch durchziehen wollten.

Ernst Ostertag, Dezember 2007

Quellenverweise
1

Ilse Kokula und Ulrike Böhmer: Und die Welt gehört uns doch! Zur Geschichte des SBfM, Seite 64.