1931/1932

Basel

In der Neujahrsnacht 1931/1932 wurde im Basler Restaurant Sternwarte beim Bernoullianum mit einem grossen Fest der "Bücherfreunde- & Literatur-Club Basel" von einem Robert S. gegründet. Rasch zählte diese Gruppierung von Homosexuellen über 100 Mitglieder aus beiden Basler Halbkantonen und ihrem schweizerischen wie deutschen und französischen Umland.

Aus dem Statutenentwurf vom 1. Januar 1932 zu schliessen, handelte es sich, wie der Name beweist, um eine verdeckte Gruppierung: nicht einmal das Wort Freundschaft fand Platz. Das (schweizerische) Freundschafts-Banner1 schrieb denn auch:

"Wir bedauern diese Namenswahl. [...] Niemand wird doch ernstlich daran glauben, dass nicht sehr bald hindurchsickert, was und wer sich hinter diesem Namen versteckt. [...] Mit offenem Visier kämpfen und kein Gegner kann uns seine Achtung versagen. Lieber gar nichts sagen, als eine offensichtliche Lüge."

Laut Statutenentwurf ging es dem "Bücherfreunde- und Literatur-Club Basel" um die Pflege "edler Freundschaft", das Fördern "guter und schöner Literatur", um "gesellige und unterhaltsame Zusammenkünfte" unter "nur gut beleumundeten, anständigen Leuten", die "Klatschereien" unterlassen und Aussenstehende "nicht durch lautes Reden stören". "Strengstens untersagt" unter Androhung des "sofortigen Ausschlusses" war das Mitbringen von Strichjungen.

Nach wenigen Wochen löste sich die Gruppe bereits wieder auf, wahrscheinlich auf Druck von Behörden und Polizei.

Ernst Ostertag, Mai 2004

Quellenverweise
1

Freundschafts-Banner, Schweiz, 3/1932, Seite 2.