Französische Literatur

Im Jahr 1935 brachte Karl Meier die deutsche Übersetzung eines Berichts der französischen Zeitschrift Vu, welcher den neuen Dreiakter von Maurice Rostand im Théâtre de l'œuvre, Paris, zum Thema hatte. Das Stück hiess "Der Prozess Oscar Wilde". Daraus einige Sätze des dritten Aktes, der im Zuchthaus von Reading spielt1:

"Man hat mir in Frankreich vergeben, weil ich kein Franzose bin. [...] Ich weiss, dass dies die Liebe war. So, wie ich weiss, dass dies ein Gefängnis ist! - Die 'natürliche', die 'zweckhafte' Liebe: sprecht so vor Frauenärzten, aber nicht vor Liebenden! Wo sind die Kinder von Romeo und Julia, von Tristan und Isolde? Und kennen Sie andere Kinder von Musset und George Sand als 'Les Nuits' und 'Les Souvenirs'?"

Und Rudolf Rheiner (Karl Meier / Rolf) fügte als Kommentar hinzu:

"[...] Es ist für uns ausserordentlich [...], von jenseits der Grenzpfähle (einmal) nicht nur von Hunderten von Verhaftungen zu hören, die deshalb sinnlos sind, weil sie die homoerotische Neigung nie auszurotten vermögen, weil unsere Art ja ohne Vererbung, ohne Verführung, ohne Übersättigung am anderen Geschlecht doch immer wieder hervorbricht. Wir freuen uns darüber, dass ein französischer Dichter und eine französische Bühne das Problem so freimütig zur Diskussion stellen, welches ja nur solange ein 'Problem' ist, als Denkfaulheit und Unwissen eines daraus machen."

Im selben Heft kam eine Zuschrift aus einer Leserumfrage zum Abdruck, die unter anderem forderte:

"Wir müssen international sein. Bereiten Sie unseren Welschschweizern und den Franzosen eine Freude, wenn Sie ein Feuilleton in französischer Sprache einschieben, was ja auch belebend auf die Kasse wirken würde durch Mehrkauf der Zeitung."

Doch erst ab 1941 erschienen regelmässig Beiträge auf Französisch.

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Ernst Ostertag, Juni 2004

Quellenverweise
1

Schweizerisches Freundschafts-Banner, Nr. 7/1935.