1935

Ehrungen

Zum Tod von Magnus Hirschfeld, über Heinrich Hössli und zum Bundesfeiertag, dem 1. August 1935

Anna Vock ehrte den exilierten Forscher und Kämpfer im Schweizerischen Freundschafts-Banner mit einem Nachruf1:

"Der grosse Sexualforscher und Gelehrte, Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld, ist nicht mehr. Am 15. Mai 1935 hat er nach längerem Leiden in Nizza, gleichsam in der Verbannung, seine Augen einen Tag nach seinem 67. Geburtstag für immer geschlossen. Mit ihm steigt der grösste und unerschrockenste Vorkämpfer für die Rechte der Homoeroten aller Zeiten ins Grab. [...] Dem Verdienste dieses Gelehrten von Weltruf ist es zu verdanken, dass der abendländischen Menschheit endlich die Verachtung und Hass schaffende Binde alter Überlieferungen von den Augen genommen und in eine Welt von blindem Vorurteil und Verständnislosigkeit eine Bresche geschlagen wurde. [...] Wenn das tausendjährige (?) Dritte Reich samt seinen Nachäffern um sich herum längst in sich zerfallen sein wird, sein geistiges Erbe wird bestehen bleiben. [...] Millionen von Homoeroten bedeutet der Name Hirschfeld Licht, Hoffnung und Lebensbejahung und in Dankbarkeit werden sie stets seiner gedenken."

Im August 1935 wies Rudolf Rheiner in seinem Leitartikel "Unsere Heimat und wir, einige Gedanken zum 1. August" auf das Leben und Werk von Heinrich Hössli hin und setzte diesen Pionier bewusst in den Mittelpunkt. Er wollte ihn dem Vergessen entreissen und allen Lesern wieder neu vorstellen.2

Wirklich, auch heute, 140 Jahre nach seinem Tod, bleibt der mutige Glarner Heinrich Hössli der Wilhelm Tell unserer Befreiungsbewegung.

Ernst Ostertag, Juni 2004

Quellenverweise
1

Anna Vock: Schweizerisches Freundschafts-Banner, Nr. 11/1935 vom 1. Juni.

2

Karl Meier unter dem Pseudonym Rudolf Rheiner: Schweizerisches Freundschafts-Banner, Nr. 15/1935 vom 5. August.