Andreas Bellois

Der Diener von Johannes von Müller

Müller hatte nie geheiratet und seit dem 30. Lebensjahr mit seinem Diener Andreas Bellois aus Celle zusammen gelebt, einem gleichaltrigen Mann, der für Müller kochte, putzte, wusch, Einkäufe machte, Botengänge unternahm, ihn tröstete, in Krankheit und Schwäche pflegte, gegen böse Gerüchte verteidigte und ihn vor Einflüsterungen warnte - kurz, er war nicht nur sein Diener, sondern der vielleicht einzige, treueste Freund, den Müller je besass.

Diese eheähnliche Beziehung war wohl auch erotisch. In jener Zeit war es möglich, dass "Leute von Stand" sich mit Dienenden einlassen konnten, wie "Das Recht auf die erste Nacht" beweist. Denn durch seine Berühmtheit und den freundschaftlichen Umgang mit "Hochgestellten Personen" galt der bürgerliche Müller als diesen Kreisen angeglichen.

"Die Geschichte der vormodernen Männerliebe und diejenige Müllers, das muss betont werden, ist im Endeffekt doch hauptsächlich eine Angelegenheit städtischer und höfischer Nischen für die Eliten der Ständegesellschaft. Daher kann gesagt werden, dass sich Müller mit wachsendem sozialen Rang der Gefahr entwand, als Sodomiter am Pranger, im Kerker oder am Strang zu enden, [...] da die Richter im Falle hochgestellter Päderasten und anderer Wüstlinge oft connaisseurhaft ein Auge zudrückten [...]."1

Ernst Ostertag, Januar 2005

Quellenverweise
1

André Weibel, Anmerkungen zu Johannes von Müllers Männerliebe, Vortrag, 2004.