Gründung

"Im Kern schweizerisch, volkstümlich, politisch, allen guten Geistern der Freiheit und Menschlichkeit verschrieben sollten die Programme sein, das stand fest",

schrieb Walter Lesch 1933, als die ersten Gespräche zur Gründung eines Cabarets aufgenommen wurden. Mit dabei waren auch Emil Hegetschweiler, Trudi Stössel und Mathilde Danegger. Ort dieser Geburtsstunde war Hegetschweilers, oder "Hegi"s Konditorei im Helmhaus und Treffpunkt blieb sie über Jahre hinaus. Er hatte sie von seinem Vater übernommen und blieb darin weiter tätig, nebst seiner Volksschauspieler-Karriere. Was noch fehlte, war ein Geldgeber. So wurde der bereits für den Herbst reservierte "Hirschen" der "Pfeffermühle" überlassen. Rezept und Erfolg dieses Exil-Kabaretts, das beflügelte die Schweizer.

"Dann geschah das kleine, entscheidende Wunder",

erinnert sich Elsie Attenhofer und fuhr weiter1:

"Am 30. Dezember trafen sich Walter Lesch und Otto Weissert."

Weissert gewährte ein Startkapital von 3000 Franken und wurde zugleich organisatorischer Leiter.

"Es galt nun, schnellstens das erste Programm auf die Beine zu stellen. Nur war man sich über den Namen des Cabarets noch immer nicht einig. [...] Alois Carigiet [der inzwischen als Bühnenmaler dazugestossen war] bestellte in Hegis Tea-Room schliesslich ein Schinkenbrot. Es war garniert mit einem Essiggürkchen. Im Kreis der ermüdeten Tafelrunde scheint sich die grüne, scharfe Gurke wie eine Erleuchtung ausgewirkt zu haben. Cornichon - das war's! Man war sich einig."

Alois Carigiet, der später berühmt gewordene Engadiner Maler, war der Bruder des 1935 zum Cornichon-Team hinzugekommenen komödiantischen Multitalents Zarli Carigiet.

Die Premiere war am 1. Mai 1934. Dieser Anfang wurde jedoch rasch zum Misserfolg.

"Es musste schief gehen. [...] Wir wollten zu viel und konnten noch zu wenig",

schrieb Lesch später. In Eile machte man ein neues Programm. Das ging besser und an der von Margrit Rainer (der später berühmten Volksschauspielerin) betreuten Kasse "begann es zu klingeln"2.

Am 1. September wurde nochmals neu gestartet. Zum Ensemble waren unter anderen Elsie Attenhofer und Karl Meier / Rolf, hinzugekommen. Am Klavier sass neben anderen bald auch Valeska Hirsch, die Pianistin der "Pfeffermühle", und einige Jahre später ergänzte Nico Kaufmann das Team. Es begann die ungebrochene Erfolgsgeschichte bis 1951. Man spielte zunächst bis 1937 alternierend mit der "Pfeffermühle", nachher allein meist im "Hirschen", gelegentlich im Zürcher Corso Theater und von Anfang an auf Tournee in der halben Schweiz, in Basel zum Beispiel im "Gambrinus", 1937 sogar an der Weltausstellung in Paris.

Ernst Ostertag, September 2004

Quellenverweise
1

Elsie Attenhofer: Cabaret Cornichon, Erinnerungen an ein Cabaret, Benteli Verlag, Bern, 1975, Seite 13.

2

Elsie Attenhofer: Cabaret Cornichon, Erinnerungen an ein Cabaret, Benteli Verlag, Bern, 1975, Seiten 15 und 17.