1938-1961

Direktor

Oskar Wälterlin

Ab Frühjahr 1938 war das Schauspielhauses die einzige noch unzensierte deutschsprachige Bühne von Bedeutung. Hier arbeiteten viele Emigranten mit grossen Namen. In anderen Theatern konnten sie nicht mehr auftreten. Das war der Beginn der Goldenen Zeit des Schauspielhauses. Einige Zitate von Beat Schläpfer1, Peter Löffler2 und Kurt Hirschfeld mögen die Situation beleuchten:

"Als Leitmotiv über der Theaterarbeit des neuen Direktors stand der Wille, das Bild des Menschen in seiner Mannigfaltigkeit zu wahren und damit eine Position gegen die Kräfte des Nationalsozialismus zu schaffen. Die klassischen Werke wurden zu Schlüsselstücken",

Beat Schläpfer

die man leidenschaftlich und demonstrativ beklatschte.

"Das Publikum kannte seine Schauspieler so gut, wie wir heute unsere TV-Spieler."

Peter Löffler

"Je mehr sich die Lage zuspitzte, desto bewusster nutzte man die Klassik in der Auseinandersetzung mit dem Faschismus. Als im Mai 1940 die Kriegsgefahr für die Schweiz ihren Höhepunkt erreichte, setzte Lindtberg mit seiner Faust-Inszenierung einen Markstein."

Beat Schläpfer

"Als das Wort auch der grössten Dichter zu ersterben drohte, konnte nichts anderes gespielt werden als Goethes Faust I und II, in dem alles, was in deutscher Sprache ausserhalb Deutschlands zu sagen war, sich manifestierte."3

Kurt Hirschfeld

Ernst Ostertag, Oktober 2004

Quellenverweise
1

Beat Schläpfer: Die Geschichte des Schauspielhauses, 1978

2

Peter Löffler: Eine grosse Zeit, Orell Füssli, Zürich, 1995

Anmerkungen
3

Zu genau diesen Aufführungen von Faust I und II im April und Mai 1940, als die Deutschen Holland, Belgien und danach Frankreich überfielen, handelt das Buch der welschen Schriftstellerin Anne Cuneo, "Schon geht der Wald in Flammen auf, Faust I. und II. Teil", bilgerverlag Zürich, 2013. Es schildert die Lage am Schauspielhaus und das Befinden der dort Beschäftigten hautnah und genau recherchiert.