Zeugen

… Erinnerungen

Über die Fluchthilfe für deutsche Kameraden bis in die Nachkriegsjahre schrieb unter anderen Karl-Heinz Steinle1:

"Laut Rolfs Schauspielerkollegen Ettore Cella half Rolf [Karl Meier] auch persönlich zahlreichen Emigranten. Beispielsweise stellte er dem Bühnenbildner Furrer seinen Pass zur Verfügung, den dieser Flüchtlingen gab, die er mit dem Motorrad aus Konstanz und Waldshut über die Schweizer Grenze brachte."

Bühnenbildner Robert Furrer (1904-1949) war Assistent von Teo Otto am Schauspielhaus Zürich. In einem Gespräch mit seiner Tochter, der Schauspielerin Vera Furrer, bestätigte sie uns (Röbi Rapp und Ernst Ostertag) diese Tätigkeit ihres Vaters, der 1938 einem Fluchthilfe-Ring angehört habe und deswegen von den Schweizer Behörden verhaftet und für kurze Zeit ins Gefängnis gesteckt worden sei. Furrer war Kommunist und brachte auch gefährdete "Politische" über die Grenze, was Karl Meier / Rolf nicht wusste oder nicht wissen wollte.

Der in Wien lebende Dichter Erich Lifka schrieb2:

"Ich selbst bin vor meinen Verfolgern in den fünfziger Jahren zu Rolf geflüchtet und habe in Rolfs Wohnung gelebt, liebevoll betreut von ihm und seinem Freund Brauchli und auch von meinem toten Freund Rudolf Jung-Burkhardt. [...] Ich durfte für Rolf an Ort und Stelle übersetzen und schreiben und fühlte mich förmlich erlöst nach dem Schrecken, den ich in meiner Heimat zurückgelassen hatte. Denn die zweite Republik Österreich verfolgte Homosexuelle erbarmungslos."

Eduard Krumm, Mitglied der "Kameradschaft die runde", berichtete3:

Es gab "eine strikte Trennung von 'Experten' und 'Mitgliedern':

'Viele von uns kannten sich nicht persönlich. Harry hat immer versucht, die Leute auseinander zu halten. Nur wenn er es für die runde als zweckmässig erachtete, hat er sie zusammengebracht. Er hat ganz scharf getrennt, damit keiner durch den anderen in Gefahr gerät.'

Unter den 'Experten' war der CDU-Politiker Gustav Adolf Gedat, der über den mit ihm befreundeten, in Basel lebenden Nervenarzt Theodor Bovet Mitglieder der runde über die Schweizer Grenze brachte, um sie vor einer Verhaftung zu bewahren."

Ernst Ostertag, März 2005

Weiterführende Links intern

Ettore Cella

Quellenverweise
1

Karl-Heinz Steinle: DER KREIS: Mitglieder, Künstler, Autoren, Heft 2 des Schwulen Museums, Berlin 1999, Seite 15

2

Joachim S. Hohmanns: Der Kreis, Foerster, Frankfurt - Berlin, 1980, Seite 244

3

Heinz Steinle: Die Geschichte der Kameradschaft die runde, Seite 16