1943

1943: Der Kreis - Le Cercle

Das neue Heft mit dem Namen Der Kreis - Le Cercle zeigte auch ein Signet, ein antikes Öllicht in einem Kreis. Entworfen hatte es ein Kamerad, der Grafiker war.

Im Lauf des Jahres erschienen ein paar Illustrationen, künstlerisch ansprechende Fotos und Bilder von Skulpturen. Man näherte sich bewusst - allerdings in sehr bescheidener Form - dem deutschen Vorbild an, das vor elf Jahren eingestellt wurde: der ersten homoerotischen Zeitschrift überhaupt; sie trug den Namen Der Eigene.

Während des letzten Jahres (1942) konnten mehr als 100 Neuabonnenten gewonnen werden, die Rechnung schloss erstmals mit einem guten Überschuss. Es war nun mehr als ein billiges Heftchen möglich. So sollte es weitergehen.

Es bildeten sich kleine Treffs von Abonnenten in diversen Städten des Landes, sogenannte Tischrunden (Zusammenkünfte). Vom erfolgreichen Herbstfest erschienen Berichte in französisch und deutsch und zum Jahresabschluss war die Zahl der Abonnenten auf über 300 gestiegen. Man sah trotz viertem Kriegswinter zuversichtlich in die Zukunft.

In Kontinentaleuropa war alles zerschlagen, was es zuvor an homoerotischen Zirkeln und Kultur gegeben hatte. Die Hoffnung auf ein positives Kriegsende lag einzig bei Grossbritannien und seinen Verbündeten. So war es tröstlich zu lesen, was der berühmte unbekannte Abonnent "yx"1 aus englischen Zeitungen übersetzte: Dass dortige Ärzte eine Änderung des Strafgesetzes für wünschbar hielten (Hoffnungsschimmer).

Ernst Ostertag, Oktober 2010

Anmerkungen
1

Das Pseudonym "yx" konnte gelöst werden, es handelte sich um Dr. Walther Weibel (1882-1972), Redaktor bei der NZZ (Neue Zürcher Zeitung)

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