1923-1968

R. Gérard Doscot: Exkurs

R. Gérard Doscot verwendete stets diverse Kürzel oder Umstellungen seines Namens, so dass keiner wusste, wer tatsächlich dahinter stand. Zehn Jahre lang gehörte er im französischen Teil des Kreis zu den aktivsten Verfassern von Buchbesprechungen und Kurzgeschichten. Etliche erschienen übersetzt im deutschen Teil.

Mit betont erotischen Zeichnungen brachte ein Künstler mit dem Pseudonym "G. Scot" uns Abonnenten regelmässig zum Schwärmen. Wir vermuteten, er sei Engländer oder Schotte. Das Geheimnis lüftete sich 1999 bei der Sichtung des Nachlasses von Eugen Laubacher / Charles Welti, Redaktor des französischen Teils des Kreis. Der begabte Zeichner war dieselbe Person wie der Autor R. Gérard Doscot.

In diesem Nachlass kamen auch Zeichnungen von G. Scot zum Vorschein, einige koloriert, die niemals Platz im Kreis gefunden hätten, denn zumeist handelte es sich um (gekonnte) Pornografie. (Heute befinden sich alle im Schwulenarchiv Schweiz.)

Vom "bürgerlich-normalen" Leben dieses Mannes wusste niemand etwas. Danach fragte man nicht, konnte es nicht tun, echte Namen gehörten zum Geheimnis, das uns alle schützte. So hofften und glaubten wir. Im Nachlass Laubacher / Welti fanden sich viele Briefe mit der Bezeichnung "Doscot". Sie gaben etwas Aufschluss, aber Konkretes blieb im Dunkeln.

Erst die Forschungen eines belgischen Studenten deckten 2006 die wahre Identität auf.

Ernst Ostertag, Februar 2018