1859-1931

Willy & Ménalkes / Henry Gauthier-Villars

Mit einem Bild aus der Zeit um den 80. Geburtstag von Sidonie-Gabrielle Claudine Colette (1873-1954) verband Eugen Laubacher / Charles Welti eine kurze Würdigung zum Tod dieser grossen Frau und liess über zehn Seiten einen längeren Abschnitt aus einem ihrer Bücher folgen, aus "Ces Plaisirs", den er einleitete1:

"Ces quelques pages font preuve d'une compréhension, d'une honnêteté et d'un tact à notre égard qu'il est rare de rencontrer de la part d'une femme. Nous l'en remercions."

Ihr erster Gatte, Henry Gauthier-Villars, verfasste mit ihr zusammen mehrere Romane unter den Pseudonymen "Willy" oder Willy & Ménalkes.

1923 veröffentlichte er einen homoerotischen Roman in zwei Einzelbänden. Es handelt sich um die tragische Männerliebe eines Deutschen und eines Franzosen zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Eine Besprechung des ersten Bandes "L'ersatz d'amour" war 1936 im Schweizerischen Freundschafts-Bannererschienen. 1938 folgten etliche ins Deutsche übertrage Abschnitte im Menschenrecht3. Ab Ostern 1939 kam der Roman in "freier Übersetzung, mit einigen Kürzungen" als Fortsetzungsgeschichte ins Menschenrecht. C.W. (Eugen Laubacher / Charles Welti) hatte sie ins Deutsche übertragen4. Doch in der Novemberausgabe stand der Hinweis:

"Der Übersetzer des französischen Romans 'Liebes-Ersatz' befindet sich seit dem 1. September im Grenzdienst. Aus diesem Grund erscheint der gekürzte Schluss des Romans in der Dezember-Nummer"

Dieser wurde mit der Vorbemerkung eingeleitet:

"Es war ursprünglich geplant, den ganzen Roman in deutscher Uebertragung unseren Lesern vorzulegen. Leider hat sich die finanzielle Lage unseres Blattes seit langem immer schwieriger gestaltet, sodass die weitere Herausgabe des 'Menschenrecht' im kommenden Jahr in Frage steht. Da wir glauben und aus einigen Aeusserungen auch wissen, dass unser Roman, der noch viele Seiten füllen würde, bei unseren Lesern Interesse und Freude geweckt hat, wollen wir ihn nicht brüske abbrechen, sondern wollen versuchen, ihn in einigen Seiten zu Ende zu erzählen. Der nachstehende Text stellt also nicht mehr die Fortsetzung der früheren Uebersetzung, sondern die freie Nacherzählung des Buchinhalts dar."

1942 folgte in der Originalsprache ein Abschnitt aus dem zweiten Band, "Le Naufragé"5, und im Dezember 1945, ebenfalls in Französisch, drei weihnächtliche Episoden, die Eugen Laubacher / Charles Welti dem ersten Band entnommen hatte6.

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Ernst Ostertag, April 2005

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 8/1954, Seite 21

2

Lucien Borgo (Pseudonym), Schweizerisches Freundschafts-Banner, Nr. 7/1936, Seite 2, "Liebes-Ersatz", Buchbesprechung

3

Lucien Borgo (Pseudonym), Menschenrecht, Nr. 8/1938 vom 25. Mai

4

Charles Welti, Menschenrecht, Nr. 6/1939 bis 12/1939, "Liebes-Ersatz"

5

Menschenrecht, Nr. 4/1942, Seite 8

6

Der Kreis, Nr. 12/1945, Seite 20 ff