Anekdoten

... und ein abruptes Ende

Eine der vielen Anekdoten, die über Rudolf Jung / Rudolf Burkhardt zirkulierten - und die er bewusst oft selber streute - ist in meinen Augen so typisch, dass ich sie durchaus für echt halte. Erich Lifka erzählt in "Der Kreis, Erzählungen und Fotos", Foerster Verlag 1980, S. 264:

"Armin K. war eine wertvolle [...] Buddhastatue gestohlen worden. [...] In Verdacht kam ein [...] Stricher. Armin erstattete keine Anzeige. [...] Rudolf erfuhr nach Tagen davon und handelte [...]: Er wanderte in der Nacht zum Central, erfolglos zunächst [...]. Schliesslich brachte er den Buddha zurück! [...] Armin erzählte er: 'Ich habe den Jungs einfach gesagt, ich sei ein Sammler aus Amerika und auf der Suche nach wertvollen Antiquitäten. Einer hat's dem anderen geflüstert. [Endlich] kam der, der den Buddha hatte. [Rasch] gab ich ihm zwei Ohrfeigen, nahm das Ding und war weg.' "

Nach dem Ende des Kreis verloren wir (Röbi Rapp und Ernst Ostertag) leider den Kontakt zu Rudolf. Er wollte - wie Karl Meier / Rolf und Eugen Laubacher / Charles Welti auch - keinesfalls mit jenen zusammenarbeiten, die eine Nachfolgezeitschrift zu gründen versuchten. Aber anders als Rolf und Charles brach er auch das freundschaftliche Verhältnis und jede persönliche Beziehung ab.

Karl-Heinz Steinle beschreibt Rudolfs letzte Jahre in "Der Kreis: Mitglieder, Künstler, Autoren"1:

"Ab 1968 arbeitete Jung in der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), Zürich, wohin ihn ein befreundeter Abonnent des Kreis, Otto Viktor Hartmann, vermittelt hatte. Nach Auflösung der Organisation plante Jung ein neues Zeitschriftenprojekt und nahm Kontakt zum Hamburger Schriftsteller Felix Rexhausen (1932-1992) auf, der 1966 mit seiner Satire "Lavendelschwert" für Furore gesorgt hatte."

Offenbar kam es aber nicht zur Realisierung. Erich Lifka (S. 265) schreibt zum plötzlichen Ende dieses vielseitigen und liebenswürdigen Menschen:

"Der Tod kam gnädig zu Rudolf, er kam als Freund. Bei einem Besuch in West-Berlin öffnete er die Tür zur Wohnung seines Adoptivsohnes. Mit den Worten 'Da bin ich mal wieder …' brach er tot zusammen. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gesetzt."

Er war erst 65 Jahre alt.

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Ernst Ostertag, Januar 2005

Quellenverweise
1

Karl-Heinz Steinle: Der Kreis: Mitglieder, Künstler, Autoren, Schwulen Museums Berlin, Seite 28