1956

Persönliches Zwischenspiel

... so haben sich Röbi Rapp und Ernst Ostertag kennen gelernt

Das Herbstfest von 1956 war das erste, an dem ich (Ernst Ostertag) teilnahm. Als ich Röbi in der Frauenrolle im Theaterstück "Death in a Royal Family, Die Halbstarken" sah - ich hatte ihn bisher erst zweimal aus Distanz, aber mit Kribbeln im Bauch beobachtet, kannte seinen Namen jedoch nicht - da war ich mir absolut sicher, dass diese Figur, so perfekt auch in allen abgründigen Facetten, nur von einer echten Schauspielerin und niemals von einem Mann gespielt sein konnte.

Die Kameraden am Tisch boten eine Wette um hundert Franken, mein Monatsgehalt als Junglehrer betrug damals 650. Ich verlor prompt und wurde dafür - die beste Investition meines Lebens - Röbi vorgestellt.

Natürlich sah ich sofort, dass Röbi der grosse, allseits beliebte Star des KREIS war und meine Chancen darum so ziemlich bei Null lagen. Durch die lange Nacht verfolgte ich jeden seiner weiteren Auftritte mit Spannung und steigender Bewunderung.

Um 15 Uhr des nächsten Tages traf ich ihn zufällig wieder an einer privaten Party. Es gab zwar herrlichen Zwetschgenkuchen, aber, was mir wichtiger gewesen wäre, keine Gelegenheit zu einem Gespräch. Also lud ich die ganze Gesellschaft für den kommenden Sonntag zu Kaffee und Kuchen in meine kleine Wohnung. Alle erschienen pünktlich - nur Röbi nicht. Ein Schlag ins Wasser. Mich an den einen oder anderen wenden, das wollte ich in dieser Sache keinesfalls tun.

Erst knapp einen Monat später trafen wir uns - wiederum zufällig - im "Barfüsser". Dort kam es zur entscheidenden Begegnung und einem langen Gespräch mit Fortsetzung auch auf dem Heimweg und danach, denn Röbi wohnte ebenfalls im Zürcher Seefeld-Quartier. Das war am 3. November 1956. Seither sind wir ein Paar.

Ernst Ostertag, Mai 2005