1960

Gegenwehr

... TAT abbestellen!

Diese infame Verleumdung traf den KREIS genau an jenem entscheidenden Punkt, der für ihn von Anfang an immer dezidiert im Zentrum stand: Minderjährige und Stricher sind konsequent auszuschliessen! Darum waren die Türkontrollen stets rigoros. Ortsunkundige ausländische Kameraden wurden gelegentlich durch andere Abonnenten, die sich dazu freiwillig zur Verfügung stellten, meist nicht am Bahnhof oder Flughafen, sondern in der Lobby ihres Hotels abgeholt, um sie zur "Eintracht" zu begleiten. Auch wir taten das (Röbi Rapp und Ernst Ostertag).

Zudem deuteten die erwähnten "Heiratsinserate" darauf hin, dass der Schreiber "Sa." Einblick in eines der Kleinen Blätter hatte. Das war beunruhigend, besonders in dieser schwierigen Zeit. Daher wurde die Mahnung "Achtung! Feind liest mit!" von 3/1958 nun auf dem Umschlag von 8/1960 wiederholt.

Der Abonnent Johnny Fahrny / Beat - er war Leiter der noch heute existierenden gleichnamigen Coiffeurfachschule in Zürich - schrieb der TAT einen scharfen Protestbrief, in dem er sich als Abonnent des Kreis zu erkennen gab und den Artikel vom 27. Juni als verleumderische Lüge und persönliche Beleidigung verurteilte. Zugleich kündigte er ab sofort die täglich laufenden Inserate für seine Schule.

Er war nicht der einzige Abonnent, der sich wehrte. Die Redaktion berichtete:1

"Wir wissen, dass Kameraden von uns das Abonnement der TAT fristlos gekündet haben - mit vollem Namen und voller Adresse - als Antwort auf die unwahren und beleidigenden Behauptungen. Auch das war durchaus eine 'Tat'!"

Der KREIS selber wehrte sich über seinen Rechtsberater, Dr. Erich Krafft. Zugleich ermunterte er Abonnenten zu einer Briefaktion:2

"Dass gegen die sich immer auffälliger zeigende männliche Prostitution einmal eine polizeiliche Aktion in Zürich ausgelöst werden würde, liess sich erwarten. [...] Um die halt- und sinnlosen Anwürfe gegen den KREIS sachlich richtig zu stellen, haben wir unseren Rechtsanwalt zu Hilfe genommen.

Wir hoffen auch, dass unsere Abonnenten ruhige und bestimmte - nicht polemische - Korrekturen an jene Zeitungen schicken werden, die Homosexualität und Kriminalität gleichstellen. [...] Dass eine tapfere Frau die richtigen Worte für eine sachliche Verteidigung gefunden hat [...] ist uns eine besondere Genugtuung. [...]"

Mehr dazu im nächsten Unterkapitel.

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Ernst Ostertag, Oktober 2005

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 8/1960, Umschlag

2

Der Kreis, Nr. 7/1960, Umschlag