1983

1. Mitgliederversammlung

Offene Diskussionen

Die erste grössere Arbeit der am Treffen vom 7. August 1983 gewählten neuen Sekretärin Margrith Krebs war die Niederschrift des Protokolls der ersten schweizerischen HuK-Mitgliederversammlung vom 20. November 1983. Sie fand im Berner Fellergut statt und begann, wie auch die meisten späteren Anlässe der HuK, mit einem von Musik umrahmten ökumenischen Gottesdienst. Im Jahresbericht konnte unter anderem...

  • positiv vermerkt werden, dass eine Kontaktstelle für gemeinsame Aktivitäten in kleinen Gruppen gut angelaufen sei, dass etliche Zeitschriften, darunter der Beobachter, Team und spot über die HuK berichtet haben und dass der Stand der HuK am CSD von Luzern rege benützt worden sei, wobei sich gute Gespräche mit Homo- und Heterosexuellen ergeben hätten
  • negativ war hingegen der Ausschluss aus der Lukas-Kapelle, nachdem die Evangelisch-methodistische Kirche erfahren hatte, um was für Menschen es sich bei der HuK handelt

So stand denn der gegenwärtige Tagungsort im Fellergut Bern-Bümpliz zur Diskussion:

"Es wäre wichtig, dass die Kirchgemeinde Bümpliz weiss, wer wir sind und was wir machen. Warum sollten sie es nicht wissen dürfen?

Markus: Wir sollten hier etwas unternehmen, eventuell versuchen, ob wir eine Predigt mitgestalten dürfen. Allerdings besteht die Gefahr, dass wir auch hier rausgeworfen werden, denn wir sind nur mit Wissen des Präsidenten der Kirchgemeinde hier und nicht mit Einwilligung des gesamten Kirchgemeinderates.

Cipriano: Es ist noch zu früh, wir sollten warten, bis wir mehr Mitglieder haben.

Urs: Nicht warten. Wenn wir etwas aufbauen wollen, müssen wir sofort beginnen.

Adrian: Welcher Pfarrer wäre wohl einverstanden, mit uns zusammen einen Gottesdienst durchzuführen? Am besten wäre der Pfarrer von hier, ihn würden die Leute kennen.

Markus: Ich werde bald einmal abklären, ob es möglich ist, hier einen Gottesdienst zu gestalten.

Vortrag über Homosexualität: Es sollte ein solcher Abend organisiert werden [...] mit anschliessender Diskussion.

Dani: Mir ist in Luzern aufgefallen, wie viele nicht den Mut hatten, an unseren Stand zu kommen. Ob wohl viele den Mut hätten, hier in der Stadt einen solchen Vortrag zu besuchen?

Markus: Es müsste für die Durchführung eine andere Trägerschaft gefunden werden, etwas Neutrales, dann würden die Leute schon kommen.

Information der Öffentlichkeit: Wir werden einen Presse-Text über unsere heutige Versammlung an Radio und TV DRS, sowie an einige Regionalradios und verschiedene Tageszeitungen senden. Das Schildchrötli soll an einige Lesesäle und Bibliotheken zum Auflegen verschickt werden. [...]"

Diskussion mit Fundamentalisten: Zur Mitgliederversammlung waren auch drei junge religiöse Fundamentalisten geladen. Sie erschienen, um ihre Haltung dazulegen und von ihren "Erfahrungen mit Jesus" zu berichten, der eine von ihnen, Simon, als Ex-Homosexueller:

"Simon bleibt dabei: Homosexualität = Sünde. So wurde wohl eifrig und zum Teil recht emotional diskutiert, aber am Ende war man sich keinen Schritt näher gekommen. [...] Sicher war es gut, dass wir Simon und seine Begleiter persönlich kennen lernten und auch, dass sie uns sahen und unsere Meinungen und Anliegen hörten."

Organisation: Die Versammlung verabschiedete schliesslich ein Blatt zur "Organisation der HuK" mit dem ersten Satz: "Die HuK ist eine Arbeitsgruppe". Man verstand sich weiterhin nicht als Verein, brauchte aber statt vereinsüblicher Statuten diese schriftlich formulierte "Organisation", um in fünf Hauptpunkten die Organe der HuK festzulegen: Mitgliederversammlung, Vorstand, erweiterter Vorstand, Finanzen und Revisoren.

Dazu die Festschrift 20 Jahre HuK Bern von 2002:

"Die erste reguläre Mitgliederversammlung vom 20. November [...] erweiterte den Vorstand um Vertretungen aus Basel, Luzern und Zürich."

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Ernst Ostertag, Oktober 2007