1977/1978

Neues Konzept

HEY muss sich öffnen

In den Akten Club HEY fand sich ein unsignierter Entwurf für ein neues Konzept, datiert mit 16. September 1977:1

"a) Der Club HEY soll den Möglichkeiten entsprechend rentieren. [...] d) Von grosser Wichtigkeit ist ein gemeinsames Konzept SOH und Club HEY. e) Der Club HEY soll nach Möglichkeit mithelfen, die SOH zu unterstützen."

Es folgte ein

"Ausbauplan Stufe I:

  • Gleichstellung unseres Clubs mit der Konkurrenz
  • Abschaffung des Gettos
  • Altersgrenze ab 18 Jahren
  • Die Clubabende erhalten ein genau bestimmtes Programm

Einheitspreise für alle: Fr. 5.- am Mittwoch, Donnerstag, Sonntag, Fr. 7.- am Freitag, Samstag, Fr. 4.- ganze Woche für Mitglieder SOH und Mitglieder angeschlossener Städteclubs (HEY Zürich, Ursus Bern, Isola Basel, Club In Lugano, Symétrie Lausanne)

Gratiseintritte haben (ausser an Festen): Vorstandsmitglieder SOH, HEY und der Städteclubs sowie Patronatsmitglieder und Mitarbeiter HEY."

Es ging bei a) und in den ersten vier Punkten um einen Versuch zu mehr Eigenständigkeit, damit neue, andere Besucherkreise anzusprechen wären und der Club vom Image frei würde, nur ein Vereinslokal zu sein.

Am 22. Februar 1978 sandte Karl-Robert Schmitz ein Schreiben an alle Patronatsmitglieder mit der Einladung zu einem Informationsabend auf Montag, den 13. März im Club HEY. Darin hiess es u.a.:

"Der Bau unseres schönen Clubs ist fertig, seit mehr als einem Jahr ist er in Betrieb. Wir haben viele Erfahrungen [...] sammeln können, positive und negative." Dann wies er darauf hin, dass nun die Bauabrechnung vorliege und die Bilanz per Ende 1977 abgeschlossen sei und "dass der Club zur Zeit finanzielle Probleme hat. Der Bau hat mehr gekostet, als an der Gründerversammlung vom Architekten zugesichert, der Besucherandrang [...] hat überdies nicht ganz den Erwartungen entsprochen. Aus diesem Grunde hat der Vorstand eine Finanzkommission gebildet [...] Diese ist daran, die Finanzlage des Vereins zu studieren und Mittel und Wege zu suchen, um hängige Probleme zu lösen. Sie wird Euch an diesem Abend [...] genauestens orientieren."

Eine Notiz über das Treffen vom 13. März 1978 gibt es scheinbar nicht. Gemäss unserer Erinnerung und nach Gesprächen mit anderen damals anwesenden Patronatsmitgliedern, war allen klar, dass nur ein wesentlich erweitertes Angebot den Club in die Gewinnzone führen könne. Es gab heftige Diskussionen vor allem zu Fragen der noch grösseren Öffnung für Heterosexuelle und wie häufig ein kommerzieller Disco-Betrieb stattfinden solle. Die Sorge um das bei der Bank deponierte Geld relativierte jedoch rasch und radikal alle grundsätzlichen Bedenken und nostalgischen Sehnsüchte nach "familiärem Unter-sich-Sein".

Im hey erschienen regelmässig Programmanzeigen; an ihnen lassen sich die Veränderungen ablesen:

Laut "Gratisheft Club HEY" vom Dezember 1977 blieb das Lokal ab 20.00 nie länger als bis Mitternacht geöffnet. Der "rosa Dienstag" (Eintritt frei!) gehörte von 20.30 bis 22.00 den SOH-Mitgliedern für Gespräche, Informationen usw., wobei Backgroundmusik ertönte. Der Mittwochabend war den Punks vorbehalten mit ihrem Rock, mit New Wave, Aktionen und Lightshow. Das Donnerstagprogramm hiess "HEY Party": leise Musik, Evergreens und Tango bei geöffneter Bibliothek. "HEY Disco" stand für den Freitag, womit Disco-Sound, Rock, Pop, Soul, Oldies und Lightshows gemeint waren. "HEY Hit" und "HEY Queenie" mit Hitparaden und gemischter Unterhaltung waren die Angebote am Samstag und Sonntag.

Bis in den September 1978 hatte sich manches geändert. An zwei bis drei Abenden blieb der Club bis 02.00 offen, der "rosa Dienstag" war zum Party-Abend und der Donnerstag zum Frauentreff geworden.

Im Herbst 1982 öffnete Club HEY generell ab 21.00 und schloss um 02.00, Freitag und Samstag war er von 22.00 bis 04.00 offen. Sonntag war Salsa-Abend, Dienstag African Night, Mittwoch Reggae Sounds und der Donnerstag blieb den Frauen. Freitag und Samstag hiess es Gay Disco für jedermann/jedefrau. Getränke waren weiterhin mitzubringen. Am Montag blieb der Club von Anfang an immer geschlossen, allerdings waren private Treffs und Parties nach Vereinbarung möglich.

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Ernst Ostertag, März 2007 und Mai 2011

Quellenverweise
1

Im sas, Schwulenarchiv Schweiz, unter 36.70.22