Arbeitgeber-Umfrage

Erste schweizerische Umfrage zum Thema Homosexuelle Mitarbeiter

Über eine erste Arbeitgeber-Umfrage in der Schweiz wurden die Mitglieder im "soh - intern" des hey vom Februar 1973 orientiert und zur Mitarbeit aufgefordert:

"[...] Es geht uns in erster Linie darum, von ca. 800 Firmen in der deutschen Schweiz eine konkrete Stellungnahme zur Homosexualität im allgemeinen und zum Thema 'homosexuelle Arbeitnehmer' im besonderen zu erhalten. Wir haben zu diesem Zweck einen Fragebogen ausgearbeitet [...].

Wahrscheinlich sind zahlreiche Mitglieder daran interessiert, zu erfahren, was ihr eigener Arbeitgeber zu dieser Thematik sagt. Wir legen deshalb ein Formular bei, mit dem uns die erforderlichen Adressangaben mitgeteilt werden können. [...]"

Zu beachten sei noch, dass nur Firmen mit mindestens 50 Arbeitnehmern in Frage kommen.

Aus einem Rundschreiben vom 18. Juli, gerichtet an die Aktivmitglieder, geht hervor, dass von den etwa 800 "bis jetzt ca. 130 ausgefüllte Fragebogen eingetroffen" seien und "dass sich die Zahl nicht mehr allzu sehr vergrössert". Das Ergebnis werde

"ca. Ende August 73 in Form einer Pressekonferenz einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gegeben."

Da sich leider weder in den Akten noch im hey ein Hinweis zu dieser Pressekonferenz findet, bleiben uns nur die im Rundschreiben erwähnten zusammenfassenden Bemerkungen:

"Grundsätzlich lässt sich jetzt schon sagen, dass die meisten Firmen sich ein falsches Bild von der homophilen Minderheit machen und zum Teil erst durch die Umfrage auf das Problem aufmerksam wurden. Keine der Firmen, die überhaupt geantwortet haben, können wir vorbehaltlos unseren Mitgliedern empfehlen, es sind aber auf der anderen Seite nur ganz wenige, die uns ganz ablehnen.

Bedauerlich ist es, dass einige grosse und sogar weltbekannte Firmen sich weder Zeit noch Mühe genommen haben, uns bis jetzt überhaupt zu antworten. Wir werden auch diese Art von Antwort in unserer Auswertung berücksichtigen."

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Ernst Ostertag, Juni 2006