SOH und SOH-Info 1986

Bescheidenes Programm

An der Vorstandssitzung (VS) vom 24. Februar wurde bekanntgegeben, dass sowohl André Depeursinge und Symétrie Lausanne als auch Max Krieg und die Sektion Tessin den Austritt beschlossen haben.

Zur Generalversammlung (GV) schrieb Marcel Ulmann im SOH-Info vom April/Mai:1

"Erstmals GV für alle Mitglieder. [...] Eine im Herbst letzten Jahres durchgeführte Statutenänderung, an der gleichzeitig unser Name auf Homosexuell statt des veralteten Homophil (also: Schweizerische Organisation der Homosexuellen) geändert wurde, hat diese erfreuliche Änderung gestattet."

Diese GV vom 26. April 1986 im "Weissen Wind" brachte wenig Änderungen: Reto Feuerstein trat aus dem Vorstand zurück; seine Stelle besetzte neu Heinz Schweizer als Mitglieder-Sekretär. Alle übrigen wurden wiedergewählt. Somit blieb der Vorstand bei sieben Mitgliedern.

In seinem Jahresbericht zur GV 1987 orientierte Marcel Ulmann über die Tätigkeiten im gesamten Jahr 1986: Das SOH-Info erschien regelmässig mit 28 Seiten Umfang.

"Als Neuheit haben wir den beliebten [...] Kalender auf Format A3 vergrössert und an alle Saunen und Informationsstellen kostenlos abgegeben."

So wurde diese Sonderpublikation zu einer Vorform der späteren gay Agenda von HAB (Bern) und HAZ (Zürich).

Das SOH-Info vom Oktober 1986 brachte von S. 18 bis 22 einen hervorragenden Nekrolog zum Tode von Jean Genet, übernommen aus der dänischen Zeitschrift PAN, verfasst von Ole Kongsdal.

Im Jahresbericht des Präsidenten zu 1986 hiess es weiter:

"Viel Zeit beansprucht unsere Mitarbeit in der AHS, Aids-Hilfe Schweiz. Mit Beat Meyenberg als erstem Vizepräsident der AHS (das Präsidentenamt ist seit dem Tod von André Ratti verwaist) und mir als Kassier und Büro-Organisator ist die SOH weiterhin führend mitbeteiligt. Das rasche Wachstum der AHS, die 1987 rund 3 Mio. Franken umsetzen und fünf vollamtliche Mitarbeiter beschäftigen wird, konnte bis jetzt problemlos bewältigt werden."

Beat fügte in seinem Bericht an:

"1986 war für den Vizepräsidenten ein eigentliches Aids-Jahr. Die Ereignisse rund um Aids folgten sich Schlag auf Schlag."

Ende 1986 nahm der Präsident an der Europa-Konferenz der ILGA (International Lesbian and Gay Association) in Brüssel teil. In diesem Jahr änderte die IGA ihren Namen in ILGA. Er verkündete:

"Für die nächste Europa-Konferenz Ende Dezember 1987 habe ich die Delegierten nach Zürich eingeladen. Die SOH wird gemeinsam mit der HACH, bzw. der HAZ sowie der Jugendgruppe Spot25 dieses Treffen organisieren."

In den letzten beiden Jahren gab es nur bescheidene Programme und

"die angebotenen fanden nur geringen Zuspruch. Es scheint, dass sich viele in eine Trauerhaltung rund um Aids zurückgezogen haben. Mit Resignation lassen sich die anstehenden Probleme aber nicht lösen."

Charly Büchi berichtete über "seinen" Spot25:

"Nachdem wir Ende 1985 unsere Broschüre 'Ich bin schw…' herausgegeben hatten, wurden wir mit Bestellungen überrannt. [...] Wir beschlossen, [...] ab 1. April auch den Dienstag offen zu halten, was sich bewährt hat. [...] Das Pfingstwochenende, welches wir in Blatten bei Naters (VS) verbrachten, war dä Plausch! 37 schwule Jugendliche brachten Bewegung ins kleine Dorf. [...]

An der Schwulendemo (CSD) [...] trugen wir Hüte mit der Aufschrift 'Ich bin schw…' und verteilten die Broschüre. Im Anschluss an den CSD mit Motto 'Zürischwul 2000' [Zürich feierte 1986 sein 2000-jähriges Bestehen] organisierten wir die 'Woche der offenen Tür' im Zentrum [...] mit Apéro, Hörspiel und Filmvorführungen sowie einem Elternabend, der jedoch ohne Lehrer oder Eltern stattfand, weil einfach niemand kam. [...] Zudem wagten wir uns wieder an eine Konzertveranstaltung, diesmal im Kaufleutensaal. Georgette Dee + Terry Truck waren wieder einmalig. Nur dank Unterstützung durch die Finanzdirektion und des Sozialamtes konnten wir ein Defizit verhindern.

Auf schweizerischer Ebene nahmen wir am Ersten HACH-Jugendtreffen vom 1./2. November teil [...]. Daraus ist eine weitere Zusammenarbeit mit anderen schwulen Jugendgruppen entstanden."

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Ernst Ostertag, April 2007

Weiterführende Links intern

Jean Genet: Exkurs

Tod von André Ratti

Quellenverweise
1

SOH-Info, April/Mai 1986, Seite 4