1984/1985

Hilfe mit Behörden

Ende 1984 erkennt man Aids als mögliche Gefahr für die gesamte Bevölkerung. Ein Nationalrat und Arzt richtet eine Interpellation an den Bundesrat. Darin fordert er unter anderem eine Meldepflicht für Aids-Erkrankte.

Sofort reagieren Schwule und ihre Organisationen. Ihre Befürchtung: Eine solche Pflicht führt leicht zu neuen Homo-Registern; jede Selbsthilfe würde damit erstickt. Im Namen der HACH (Dachorganisation der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz) schreibt der schwule Basler Grossrat Erwin Ott an Dr. Bertino Somaini vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und an den Interpellanten und weist auf diese Bedenken hin.

Die HACH ihrerseits wollen mit einer Briefaktion an sämtliche Parlamentarier (Nationalrätinnen und Nationalräte) intervenieren. Das aber könnte zu kontraproduktiven Reaktionen führen. Die Lage ist gespannt.

Es gelingt, sie zu entschärfen. Die Antwort des Bundesrates ist klar: Eine Meldepflicht wäre eher schädlich als nützlich; ein Kredit zur Bekämpfung von Aids ist vorgesehen.

Damit steht der Weg offen: Unterstützung der bisherigen Selbsthilfe schwuler Gruppierungen und Schaffen einer effizienten Zusammenarbeit von Behörden mit Betroffenen mit dem Ziel, die Krankheit einzudämmen. Die Aids-Hilfe Schweiz als Organisation der Schwulenverbände und des BAG kann gegründet werden. Die Vorarbeit leistet ein Gründerverein.

Ernst Ostertag, August 2011