1994-1996

fels-Vorgeschichte

Das Ehepaar Hanna und Walter Keller aus Belp bei Bern machte ihrer lesbischen Tochter zuliebe aktiv mit bei der Unterschriftensammlung für die Petition "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare". Das war 1994.

Am 9. Januar 1995 wurde die Petition überreicht. Auch Mutter und Vater Keller waren dabei und stellten mit Befremden fest, dass sie das einzige Elternpaar waren.

Bei der Aktion "Lange Bank" ein Jahr später gab es ausser ihnen wiederum keine anderen Eltern.

"Da entstand die Idee, eine eigene Eltern-Initiative zur Unterstützung der politischen Anliegen der Homosexuellen zu lancieren",

schrieb Walter Keller am 4. Februar 2007 an Ernst Ostertag und fuhr fort:

"An einem kirchlichen Diskussionszyklus über Homosexualität in Thun (BE) ermunterten uns Pfarrer Dähler und Prof. Udo Rauchfleisch, als betroffene Eltern aktiv zu werden. Das war am 25. Januar 1996."

Hanna Keller besuchte daraufhin die Generalversammlung der LOS (Lesbenorganisation Schweiz) vom 17. Februar 1996 und präsentierte dort die Idee einer Elterngruppierung. Während einer unserer Begegnungen mit Hanna und Walter Keller bekannte sie, es sei dies ihre allererste Rede vor Publikum gewesen und sie habe dabei geschwitzt und gezittert vor Aufregung. Sie sagte u.a.:

"Ich bin d'Hanna vo Belp und mir händ e lesbischi Tochter. Es git en Grund, worum ich hüt zu Ihne chume. Will's pressiert!

Am 9. Jänner 95 händ min Maa und ich eusi Tochter uf Bern begleitet zur Übergab vo de Petition. Es hät eus ächt möge, das mir praktisch die einzige Eltere gsy sind. Am Jahrestag uf em Bundesplatz isch's wider eso gsy [...] und uf dem Platz han ich plötzli gwüsst, es mues au vo Site vo de-n Eltere öppis passiere, dass d'Petition und s'Rächt i de Chile und i de Gsellschaft Gwicht überchunnt.

Ich han dänn Kontakt ufgnoh mit de LOS, em Pink Cross (Dachorganisation Schwulensekretariat Schweiz) und de HAB (Homosexuelle Arbeitsgruppen Bern), und han erfahre, das es en Eltereverein git als Sälbsthilfegruppe. Aber das entspricht nöd ganz eusere Vorstellig. Mir meined Eltere, wo mit eus uf d'Strass gönd. Das existiert nonig i de Schwyz. Mir sind doch au - wie-n alli Eltere -, wänns Schwierigkeite gäh hät i de Chinderzyt, hinder eusne Chind gstande. Wärum nöd au jetzt? [...]

Jetzt zu Ihrer Meinig, dänn ich ha mich sozäge sälber iglade. Sölled min Maa und ich witermache oder nöd? Will mir ja uf Ihri Hilf agwise sind."

Walter Keller in seinem Brief:1

"Das Echo fiel überaus positiv aus. In ihren Publikationsorganen verteilten LOS, Pink Cross und HuK rund 1500 Flugblätter mit Anmeldetalon für die Eltern-Initiative. Auch telefonierten viele Schwule und Lesben spontan, fanden die Idee sehr gut, beklagten sich aber, sie hätten nur schlechten oder gar keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Es meldeten sich acht Interessierte. Wenig, aber immerhin.

Max Krieg kam auf uns zu und berichtete von der Elternkontaktstelle seiner Mutter. Wir besuchten daraufhin Frau Irma Krieg am 29. April 1996. Sie war hoch erfreut und übergab uns einen Ordner mit ihren seinerzeitigen Aktivitäten."

Aus dem Protokoll der Gründungsversammlung vom 1. November 1997, Abschnitt "Vorgeschichte":

"An der Boldern-Tagung vom 15. Juni 1996 traf sich das Ehepaar Keller mit Mitgliedern der AHM (Angehörige homosexueller Menschen) und schlug vor, künftig unter einem gemeinsamen Vereinsdach tätig zu werden. Seitens der AHM fürchtete man aber eine Beeinträchtigung der (stillen) Arbeit der Selbsthilfegruppe durch die Öffentlichkeitsarbeit wie wir sie planten, und lehnte eine Zusammenarbeit ab."

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Ernst Ostertag, Juni 2008

Weiterführende Links intern

Petition Gleiche Rechte

Elternkontaktstelle

Quellenverweise
1

Brief von Walter Keller an Ernst Ostertag, 4. Februar 2007