2001, 2003

Arbeitswelt: Negatives

… und " 'Queer' im Job"

Die Reportage der Zeitschrift Facts vom Oktober 2001 zum Thema "Homosexuelle im Job" brachte auch andere Äusserungen und zeigte, dass noch sehr viel zu tun ist, dass aber die Homosexuellen selber nicht mehr untätig bleiben. Weitere Passagen:

"[...] Doch längst nicht überall herrscht Aufbruchstimmung. Während sich Politiker unter Applaus ihrer Anhänger outen, während Tausende von Schwulen und Lesben ihre sexuelle Befreiung in fröhlichen Demonstrationen feiern, wird die Arbeitswelt noch von einem Gemisch aus Vorurteilen, Ängsten, Unduldsamkeiten und Unbelehrbarkeit geprägt. Dieser Boden vergiftet das Klima in vielen Büros, Beamtenstuben, auf Baustellen und in Gewerbebetrieben.

[...] 'Ich hatte Probleme in meiner ehemaligen Firma, weil ich in einer Schwulenvereinigung bin', erklärt der Kadermann eines Schweizer Unternehmens. Es sah sich gezwungen, 'per sofort' aus [...] Network auszutreten.

[...] Zwei von drei Homosexuellen fühlen sich in der Schweiz am Arbeitsplatz diskriminiert, ergab eine Untersuchung des Basler Mediziners Andres Schneeberger. [...] Homosexuelle stossen beim beruflichen Aufstieg an eine 'gläserne Decke'. 'Plötzlich gibt’s eine Blockade, bei Beförderungen werden Arbeitskollegen vorgezogen', beobachtet Udo Rauchfleisch, Professor für klinische Psychologie an der Universität Basel. Greifbar wird die Diskriminierung selten. 'Die Chefs hüten sich, die wahren Gründe ihrer Personalentscheide zu nennen', weiss Rauchfleisch.

Viele Manager haben nur dank einem perfekt inszenierten Familienleben überlebt. Doch das traditionelle Karrieremuster bekommt Risse. Schwule haben das aufreibende Doppelleben mit Alibi-Gattin und gestelltem Familienfoto auf dem Schreibtisch satt und gehen in die Offensive.

[...] Auch Firmen entdecken die Vorzüge der Homos. Schwule und Lesben gelten als mobil, was international tätige Firmen schätzen. [...]

Mit Absichtserklärungen lässt sich die rosa Gemeinde aber nicht länger abspeisen. Am 9. Oktober veröffentlichen [...] Pink Cross (Dachorganisation der Schweizer Schwulen) und [...] LOS (Lesbenorganisation Schweiz) eine Broschüre mit Beispielen von fortschrittlichen Unternehmen in der Schweiz. François Baur, Präsident von Pink Cross, gibt sich kämpferisch: 'Wir wollen auch künftig herausstreichen, welche Firmen sich gayfriendly verhalten.'"

Diese erste Broschüre " 'Queer' im Job" kam 2003 in einer wesentlich erweiterten zweiten Auflage heraus und wurde seither wieder ergänzt. Aufgeführt waren unter anderem auch Stadtverwaltungen und Gewerkschaften.

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Ernst Ostertag, Juni 2008