1968-1989

Zeittafel

Der gesellschaftliche Aufbruch

1968

8. März: In Bern wird der Verein Ursus Club gegründet.

1969

27. Juni: Bei einer Razzia im "Stonewall Inn" an der Christopher Street in New York wehren sich die Bar-Besucher gegen die Schikanen der Polizei. Die sechstägige Strassenschlacht, die daraus entsteht, geht als "Stonewall Riots" in die Geschichte ein und gilt als Beginn der modernen Schwulenbewegung, damals Gay Liberation genannt.

1970

Im Januar hatten Frauen erstmals Zutritt zum "Conti-Club".

28. Juni: In New York findet der erste "Christopher Street Day" (CSD) statt, in Erinnerung an die "Stonewall Riots" ein Jahr zuvor.

1971

20. März: Gründung der Sektion St. Gallen des Club68 (nur wenige Monate).

3. April: Der Club68 nimmt die Genfer Clubs "L'olivier" und "la calèche" auf. Damit ist der Weg frei für die Umwandlung des Club68 in eine nationale Organisation mit dem Namen Schweizerische Organisation der Homophilen (SOH).

12. Mai: Der Club Zabi (zabriskie point) in Zürich wird eröffnet.

3. Juli: Uraufführung des Films "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" von Rosa von Praunheim in Berlin.

In der Zeitschrift club68 gibt es zum ersten Mal eine Seite für Frauen, zuerst unter dem Namen "Sie", dann unter "Lady S". Dies bis zum Jahresende. Ab April erscheint unter dem Titel "Le courier romand" eine regelmässige französische Seite.

Zabriskie Release, ein Beratungsdienst, wird in Zürich gegründet.

1972

Der "Club In" in Lugano-Pregassona wird in die SOH aufgenommen und dadurch zur Sektion Ticino.

Februar: hey und PLÄDOYER erscheinen neu als Nachfolgepublikation von club68.

12. März: Der Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" von Rosa von Praunheim wird erstmals in der Schweiz in Zürich von DAF (Der Andere Film) gezeigt. Es folgen weitere Vorführungen in Basel und Bern.

22. März: Gründung des Vereins Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich - Zabriskie Point, (HAZ - ZABI) oder kurz HAZ. Bald darauf erscheint das erste Mitteilungsblatt HAZinfo.

27. Juni: Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel (HAB, später HABS) werden gegründet, später mit habs-info.

6. Dezember: Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern (HAB) werden gegründet, die HAB-Info erscheinen unregelmässig.

1973

14. Februar: In Basel wird der Studentenverein HABS-Unigruppe gegründet.

15. März: Die Homosexuellen Arbeitsgruppen St. Gallen (HASG) werden gegründet.

Mai: Die LOGE 70 (Schweiz), Verein für leder- und fetischorientierte homosexuelle Männer, entsteht.

Frühjahr: PLÄDOYER, Zeitschrift für Minderheiten, wird eingestellt.

1974

26./27. Januar: Die Erste Tagung zum Thema Homosexualität auf Boldern. Das Evangelische Tagungs- und Studienzentrum Boldern ob Männedorf und die katholische Paulus Akademie Zürich führen von da an regelmässig, einmal pro Jahr, eine Tagung durch.

März: Schliessung des Conti-Club in Zürich.

12. Oktober: Der ISOLA Club in Basel zieht in ein neues Lokal an der Gempenstrasse 60 und wird dort bis 2003 als Disco betrieben.

Herbst: Le groupe Symétrie, Lausanne wird gegründet. Ab 1975 ist sie die lokale Sektion der SOH.

14. Dezember: Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz (HACH), werden als Dachorganisation aller HA-Gruppen in der Schweiz gegründet.

1975

Als Ableger des französischen Front Homosexuel d'Action Révolutionnaire (F.H.A.R.) wird in Genf die Groupe libertaire d'homosexuels genevois, (GLHOG) gegründet, die zwei Jahre später wieder eingeht.

1976

August: Die Elternkontaktstelle für Eltern von Schwulen und Lesben wird in Kappel (SO) gegründet.

22. Dezember: Nach längeren Vorbereitungen wird der CLUB HEY in Zürich eröffnet.

In Lausanne entsteht die Groupe de Libération Homosexuelle (GLH).

1977

1. April: Arcados, der erste schwule Buchladen der Schweiz wird in Basel eröffnet, Inhaber Peter Thommen.

Mai: Die Sonderausgabe der Zeitschrift anderschume obelix erscheint, herausgegeben von vier HA-Gruppen.

1978

Februar: Groupe homosexuel de Genève (GHOG) bildet sich.

Februar: Die erste Nummer von anderschume aktuell erscheint.

12. April: Das Schweizer Fernsehen strahlt die Sendung "Telearena" zum Thema Homosexualität aus.

Mai: Kontiki, eine erste von Gruppen unabhängige Zeitschrift erscheint zum ersten Mal.

24. Juni: Erster Christopher Street Day (CSD) in Zürich.

8./9. Juli: Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz (HACH) nehmen GHOG aus Genf und GLH aus Lausanne auf und treten ab sofort auch unter der französischen Bezeichnung Coordination Homosexuelle Suisse (CHOSE) auf. Später erscheint auch die italienische Bezeichnung Coordinamento Omosexxuale Svizera (COSA).

30. September in Coventry (GB): Gründung der International Lesbian and Gay Association (IGA, später ILGA).

31. Oktober bis 19. November: Das erste Filmfestival der Schweiz, das Homosexualität zum Thema hat, findet in Genf unter dem Namen "Cinéma et Homosexualité" statt.

1979

1. Februar: Das Homo-Register Zürich wird offiziell abgeschafft und vernichtet.

12. Mai: Gründung der Homosexuellen Arbeitsgruppen Luzern (HALU).

23. Juni: Zweiter Christopher Street Day (CSD), dieses Jahr in Bern.

Gründung von Arcade, Homosexuelle Arbeitsgruppe für Frauen und Männer im Kanton Basel-Land.

Gründung der Homosexuellen Arbeitsgruppen Aargau (HAA).

1980

21. Juni: GAY 80, Nationaler Schwulen- und Lesbentag (dritter CSD) findet in Basel statt.

1981

4. Juli: Homodemo 81 (vierter CSD) in Lausanne, mit etwa 1000 Teilnehmenden.

1982

25. April: Gründung der Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) in Bern.

Unter dem Namen SPOT25 wird die schwule Jugendgruppe der SOH gegründet.

26. Juni: Fünfter CSD, unter dem Namen "Eidgenössische Schwule Landsgemeinde 1982", in Zürich durchgeführt.

In Bern wird die HAB Schüler- und Lehrlingsgruppe gegründet.

Im November wird in Genf DIALOGAI gegründet.

Erste Aids-Patienten in der Schweiz.

1983

6. März: Die Vereinigung homosexueller Erzieher/innen und Lehrer/innen der Schweiz (VHELS / OSEEH / OSIEO) wird gegründet.

Mai: Die HAZ bezieht Räume am Sihlquai, das Centro wird eröffnet.

25. Juni: 6. CSD in Luzern.

September: Im Thurgau werden die Homosexuelle Organisationen Thurgau (HOT) gegründet.

Die Gruppe Promozione Relazioni Omo-sociali (PRO) wird im Tessin gegründet.

1984

11. Februar: Unter dem Dach der HACH wird die Gruppe schwule Medizinmänner gegründet.

23. Juni: 7. CSD in Bern.

30. Juni: Gay Pride in Basel.

13. Dezember: Erster Aids-Informationsabend im Universitätsspital Zürich.

Gründung der Homosexuelle Arbeitsgruppen Solothurn (HASO).

1985

5. Januar: An der HAZ entsteht eine Aids-Gruppe.

2. Juni: Gründung der Aids-Hilfe Schweiz (AHS).

15. Juni: 8. CSD in Basel, Motto: "Recht auf Lieben".

Die Zeitschriften Kontiki und anderschume fusionieren zum neuen, regelmässig erscheinenden Magazin anderschume/​Kontiki.

2. Juli in Bern: André Ratti tritt an einer Pressekonferenz in Bern mit seiner Aids-Erkrankung vor die Medien.

5. November: Gründung der Zürcher Aids-Hilfe (ZAH).

1. Dezember: Gründung der Aids-Hilfe Bern (AHB).

Eröffnung der Schwubliothek, die Bibliothek und Bücherausleihe der HAZ in Zürich.

Gründung von Aiuto-Aids Ticino und der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen St.Gallen/Appenzell (AHSGA).

Dialogai gründet eine Arbeitsgruppe Aids.

1986

März: Gründung der Aids-Hilfe Luzern, zuständig für die Kantone LU, OW, NW und UR.

März: Eine ausführliche Aids-Broschüre wird in sämtliche Haushalte der Schweiz verteilt.

10. bis 14. Juni: 9. CSD in Zürich. Die Stadt Zürich begeht die 2000-Jahrfeier, das Motto des CSD lautet entsprechend: "zürischwul2000".

25. Oktober: Tod von André Ratti.

12. Dezember: Die Nullnummer von Cruiser, Zeitschrift für die Gay-Community, erscheint.

Gründung der Aids-Hilfe beider Basel (AHbB) und der Aids-Hilfe Thurgau/Schaffhausen (AHTS).

Gründung der Gay Bikers Zürich (GBZ).

1987

3. Februar: Start der Nationalen Aids-Präventionskampagne "Stop Aids".

August: Spot25 gibt die zweimonatlich erscheinenden spot-news heraus.

11. Oktober: Erster Coming Out Day (COD) in Washington. 600'000 Menschen gehen für ihre Rechte auf die Strasse.

17. Oktober: Kein CSD, stattdessen eine nationale Schwulendemo in Bern.

28. – 30. Dezember: ILGA-Weltkonferenz in Zürich, organisiert von SOH, HACH und HAZ.

Gründung von Initiative Schwule Jugend Schweiz (ISJS) Dachorganisation der schwulen Jugendgruppen der Schweiz. Später Erweiterung zu Initiative Lesbisch/​Schwule Jugend der Schweiz (ILSJS).

Gründung der Jugendgruppe Albatros in St. Gallen.

Gründung der Aids-Hilfe Zug, der Aids-Hilfe Aargau, der Aids-Hilfe Graubünden und der staatlichen Aids-Hilfe Liechtenstein.

1988

30. Januar bis 6. März in Basel: Erste schweizerische Ausstellung zum Thema Homosexualität "Männergeschichten, Schwule in Basel seit 1930".

18. Mai, erste Gaie pride, Genève, zugleich geplant als 11. CSD.

1. Dezember: Der Welt-Aids-Tag, ausgerufen von der WHO, wird erstmals in der Schweiz durchgeführt.

Gründung von Homologay, association homosexuelle und association contre le Sida und von groupe les-bi-gai in Neuchâtel. Es entsteht auch die Groupe Sida Neuchâtel, unabhängig von Homologay.

Dialogai erhält zwei neue Untergruppen: Gaymotards, Motorradclub und groupe chrétiens et homosexuel-les (C+H).

1989

Juni: Unter dem Motto "20 Jahre Stonewall - 20 Tage Kultur" findet auf dem Kanzleiareal in Zürich ein Festival mit Konzerten, Lesungen, Filmvorführungen und Partys statt.

2. Dezember: Gründung der Lebenorganisation Schweiz LOS/OSL in Basel.

Gründung der Stonewall Stiftung in Basel.

Gründung des Vereins "zart&heftig" - schwule Studis an Uni und ETH (z&h) in Zürich.

Gründung von Groupe Sida Jura.

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Daniel Bruttin, März 2020 / Ernst Ostertag, September 2021