Gefängniszeit

Während der langen Untersuchungshaft in Basel fühlte sich Alexander Ziegler vom Gefängnisdirektor "unter Missachtung jeglicher Menschenwürde" gedemütigt. Er schnitt sich die Pulsadern auf, wurde gerettet und 1967 wegen "widernatürlicher Unzucht mit Kindern" zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Obwohl Ersttäter, lieferten ihn die Basler Behörden in die Justizvollzugsanstalt Lenzburg ein, wo die gefährlichsten Straftäter der Schweiz einsitzen. Ziegler sah sich nicht als Verbrecher, hatte er doch Stefan geliebt. Die harte Strafe zementierte seine Weltsicht für immer: Schwule Bankiers, Beamte, Dichter, Fabrikanten und andere reiche Pädophile wurden nach seinen Erfahrungen von der Justiz gnädig verschont, ehrlich liebende arme Teufel wie er hingegen brutal verfolgt. Zeit seines kurzen Lebens kämpfte er fortan für mehr Gerechtigkeit, nicht zuletzt als mediengerecht auftretender Verteidiger in Sittlichkeitsprozessen.

Ziegler musste unüblicherweise die ganze Strafzeit absitzen. Dennoch: "Lenzburg war ein Glück für mich!" Der Gefängnisdirektor erlaubte ihm, eine Autobiografie zu schreiben. Im Bekenntniswerk "Labyrinth - Report eines Aussenseiters" rechnete er mit allen ab, die ihn aus seiner Sicht ins Unglück gestossen hatten. Zudem konnte Ziegler im Gefängnis das Theaterstück "Hoffnungslos?" inszenieren, das ein Verwahrungsgefangener geschrieben hatte: Ziegler spielte selber eine der Rollen, eine andere der Schüler Thomas, Sohn des Gefängniswärters Manzoni. Thomas verliebte sich in Alexander und schmuggelte sich für eine Nachtlang in dessen Zelle. Eine tragische Romanze beginnt.

Peter Kaufmann, Dezember 2016