Leben: Vom Aargau in die Westschweiz

Als viertes und jüngstes Kind wird Pierre Stutz 1953 in Hägglingen im Kanton Aargau geboren. In diesem Freiämter Dorf besucht er die Schulen. Mit 15 Jahren geht er nach Neuenburg ans katholische Institut der Abbaye de la Fontaine, das die christlichen Schulbrüder (Frères des écoles chrétiennes) leiten. Als 21-jähriger Novize tritt er nach der Mittelschule in deren Orden ein, dem er vier Jahre angehört.

Um in Luzern katholische Theologie zu studieren, verlässt er die Westschweiz. Sieben Jahre später wird er zum Priester des Bistums Basel geweiht. Während seines Studiums zeichnet sich sein erstes Wirkungsfeld ab: die Arbeit mit Jugendlichen. So ist er von 1985 bis 1988 regionaler Jugendseelsorger und darauf in Zürich bis 1992 Bundesleiter des Jugendverbandes Junge Gemeinde. Zudem doziert er zehn Jahre am Katechetischen Institut der Theologischen Fakultät in Luzern. En passant bildet er sich über sechs Jahre lang in München in sozialtherapeutischem Rollenspiel aus.

Das vielseitige Engagement brennt ihn aus. Eine Krise führt ihn 1992 zurück nach Neuenburg: zurück zu den christlichen Schulbrüdern in die Abbaye de la Fontaine. Dort vertieft er sich zwei Jahre lang in die christliche Mystik, verbringt dazwischen einige Monate in Jerusalem, bis der nächste Schritt reif ist: Zusammen mit den Ordensbrüdern gründet er das offene Kloster Fontaine-André - eine Lebensgemeinschaft von Frauen und zum Teil verheirateten Männern, die miteinander im Alltag Spiritualität finden und leben wollen.

Neben dem Leiten der Gemeinschaft widmet er sich dem Schreiben. Seine Bücher werden zu Bestsellern. Im Sommer 2002 befreit er sich mit dem öffentlichen Coming-out aus innerer Not und legt sein Amt als katholischer Priester nieder. Damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt: als Autor, Referent, Seminarleiter und spiritueller Begleiter - und mit seinem Partner an der Seite.

Marcel Friedli, Januar 2015