1973

HACH-Vorgeschichte

Die "Kyburg-Treffen"

Das HAZinfo Juni 1973 berichtete:1

"Am 26. und 27. Mai 1973 trafen sich zwischen dreissig und vierzig Aktivmitglieder der Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürichs (HAZ) und der in Entstehung begriffenen Gruppen von Bern, Basel und St. Gallen. Die Tagung galt gleichzeitig als HAZ-Versammlung und sollte einerseits Zielsetzung, Vorgehen und Struktur der HAZ konkretisieren und andererseits einen ersten wichtigen Kontakt zwischen den verschiedenen schweizerischen Homosexuellen-Arbeitsgruppen vermitteln."

Gerber ergänzte dazu:2

"Da der Aufbau in Bern, Basel und St. Gallen noch alle Kräfte beanspruchte und diese Gruppen darum nicht über die Kapazität verfügten, um eine eigene oder eine gemeinsame Publikation herauszugeben, boten die HAZ an, Beiträge der verschiedenen Gruppen in ihrem HAZinfo zu publizieren."

Die Wochenend-Arbeitstagung fand laut Einladung und Programm vom 15. Mai im Roverheim der Pfadfinder beim Dorf Kyburg (ZH) statt, das durch sein mittelalterliches Schloss bekannt ist. Das Roverheim war eine gut eingerichtete Baracke.

"Schlafsack mitbringen! Das Essen wird für alle eingekauft und gemeinsam im Restaurant 'Hirschen' eingenommen, wo die Plätze bereits reserviert sind",

hiess es.

Der ausführliche Tagungsbericht vom 3. Juni schilderte das prallgefüllte Programm mit sieben Hauptthemen und die Ergebnisse ihrer Bearbeitung in Einzelgruppen und abschliessend im Plenum:

  1. Emanzipation des Einzelnen aus der Unfreiheit und Integration in die Aktivgruppen
  2. Arbeit der Gruppen nach innen
  3. Arbeit der Gruppen nach aussen
  4. Sozialarbeit
  5. Klublokal
  6. Zusammenarbeit der HA-Gruppen
  7. Organisation dieser Zusammenarbeit

Die Punkte 1, 2 und 4 lagen im aktuellsten Bereich: man musste sich erst kennen lernen, individuelle Bedürfnisse orten und in Bezug auf das Vorgehen in den einzelnen HA-Gruppen formulieren, um daraus die Punkte 6 und 7 als die nächsten Schritte anzugehen mit dem Ziel, eine Form der Organisation festzulegen. Das sowohl gemütliche als auch konstruktive Zusammensein im Roverheim bewies, wie dringlich es war, für die drei neuen Gruppen ein Lokal zu finden (Punkt 5). Erst etwas später würde die entscheidende Arbeit nach aussen (Punkt 3) möglich, deren Grundzüge jedoch ebenfalls erarbeitet und genehmigt wurden.

Es ist erstaunlich, was man alles an diesem Wochenende andiskutierte und ausformulierte. Offenbar waren die richtigen Leute zusammengekommen, denen der Druck der Gesamtsituation bewusst war, und sie hatten Spass aneinander und an der Arbeit gefunden. Das erste Treffen rief nach einem zweiten und in der Folge nach weiteren solchen Intensivklausuren. Es ging auch darum, einerseits den Gruppen in Basel, Bern und St. Gallen den nötigen Raum für ihren Ausbau zu lassen, andererseits und zugleich konnten auf diese Weise Anliegen und Anregungen gemeinsam erörtert, Entwicklungsschritte koordiniert und gegenseitige Hilfe angeboten werden, wenn sie gefragt war.

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Ernst Ostertag, November 2006

Quellenverweise
1

HAZinfo Nr.6/1973, Seite 11

2

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 26