2000

Pride in Bern

… vom 8. Juli

Dazu schrieb Walter Keller in einem Brief vom Februar 2007 an Ernst Ostertag und Röbi Rapp:

"Im OK, in welchem Hanna mitarbeitete, kam die Idee auf, man sollte doch Berns Gassen während der Pride mit Regenbogenfahnen schmücken. Hanna verhandelte mit dem Leist2 von Kram- und Gerechtigkeitsgasse und erhielt die Zusage, dass beide Gassen mit solchen Fahnen behängt werden können. Wir beschafften 240 Stück davon und verkauften sie an Lesben und Schwule. Bevor sie den Käufern zugesandt wurden, hingen sie während 14 Tagen in der Berner Altstadt - ein wunderschönes Bild!"

Zur Pride publizierte die Berner Zeitung BZ vom 8. Juli 1998 einen Artikel mit dem Titel "Mütter und Väter - outet euch!":1

"Die 63-jährige Hanna und der 65-jährige Walter Keller haben eine Tochter (36), einen Sohn (37) und zwei Enkelkinder. [...] FELS hat 160 Mitglieder. [...] Doch das Potenzial ist grösser: Wenn in der Schweiz etwa 400'000 Lesben und Schwule leben, ist die Zahl der Angehörigen ein Vielfaches davon. [...]"

Daneben stand ein Interview, das Katharina Merkle mit dem Ehepaar Keller führte:

"[...] Hanna: Meine Devise war [...]: Ein Kind soll sich nach seinem eigenen Gutdünken entwickeln können. Der Philosoph Khalil Ghibran sagt. 'Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken.'

[...] BZ: Reagieren Eltern von Schwulen anders als Eltern von Lesben?

Hanna: Mich rufen selten Mütter von Töchtern an. Es wenden sich vor allem Mütter von schwulen Söhnen an mich, welche eine Selbsthilfegruppe suchen.

BZ: Aber FELS versteht sich ja nicht als Selbsthilfegruppe, sondern als politische Kraft.

Hanna: Ja. Deshalb sind wir gerade daran, eine Untergruppe für ratsuchende Eltern von Schwulen zu gründen. Es ist besser, wenn sich Mütter von Schwulen untereinander austauschen.

BZ: Was raten Sie Eltern, denen es nach dem Coming-out ihres Sohnes oder der Tochter nicht so gut geht wie Ihnen?

Walter: Lasst euch von keinen Vorurteilen leiten, sondern informiert euch. Versteckt euch nicht, denn das schafft nur schlechte Gefühle. Outet euch, geht in die Offensive, kämpft für die Gleichberechtigung, und verteidigt diese Ansicht überall. Wenn Eltern von Schwulen und Lesben dieses Rezept befolgen, sind ihre Probleme gelöst. Denn sie entstehen ja nur dadurch, dass man Angst hat davor, die Leute könnten etwas Schlechtes sagen. Aber durch Offenheit nimmt man den Leuten den Wind aus den Segeln. [...]"

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Ernst Ostertag, Juni 2008

Quellenverweise
1

Berner Zeitung BZ, 8. Juli 2000, Seite 21

Anmerkungen
2

Leist (m) entspricht in der Berner Altstadt einem Quartierverein