1990-1999

Zeittafel

Die Zeit der "Regenbogenkultur"

1990

Januar: Die Zeitschrift Anderschume/Kontiki wird zu AK Anderschume/Kontiki.

8. Februar: Der "schmaz", Schwuler Männerchor Zürich, gibt sich seinen Namen und beginnt aufzutreten, die Gründung des Vereins folgt am 17. März 1991.

26. April: Die Erstellung von Homo-Meldekarten (Homoregister) durch die Berner Kantonspolizei wird von der Berner Zeitung (BZ) aufgedeckt, was einen Skandal auslöst und letztlich zur Aufhebung auch dieses Registers führt.

September: "Check Point", die Jugendgruppe der HASG in St. Gallen entsteht.

Oktober: in Luzern wird "why not", die Jugendgruppe der HALU gegründet.

In Genf bildet sich "Jeunes homosexuels / Jeunes Gay", eine neue Untergruppe von Dialogai.

In Basel wird "Gay Sport Basel" (GSB) gegründet.

"Barbarosa", eine Gruppe für die Region Baden, Aargau, entsteht.

In St. Gallen gründet sich der "Bärenclub" (BC), ein Freizeitclub für Schwule aus Ostschweiz, Vorarlberg und Süddeutschland.

Im St. Galler Rheintal wird "Ganymed", eine Jugendgruppe gegründet.

1991

20./​21. April: Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern (HAB) organisieren die Solothurner Tagung "Klare Rechte für schwule und lesbische Lebensgemeinschaften".

26. Mai: Trotz Verbot, das Wort "Schwul" im Namen zu führen, schafft es der Schwule Männerchor Zürich (schmaz) am Gesangsfest des schweizerischen Chorverbandes in Luzern aufzutreten und erringt eine Ehrenurkunde.

11. Oktober: Der seit 1987 in den USA begangene internationale Coming Out Day (COD) wird in der Schweiz zum ersten Mal durchgeführt.

In Basel eröffnet das Schwulen- und Lesbenzentrum (SchLeZ).

In Zürich entsteht unter dem Namen "Herrmann" ein Projekt, das Sexworkern Hilfe bietet.

1992

Frühjahr: Gründung der "Schwulen Berner Sänger-SCHWUBS ". 1993 folgt die Gründung eines Trägervereins.

17. Mai: Das revidierte Strafgesetzbuch (StGB) und das Militärstrafgesetz werden in der Volksabstimmung mit 73 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Neu gilt für alle dasselbe Schutzalter (16 Jahre), das Verbot der homosexuellen Prostitution wird aufgehoben und homosexuelle Handlungen im Militär stehen nicht mehr unter Strafe.

28.-31. Mai: Im Tagungszentrum Boldern in Männedorf (ZH) findet die 10. Jahresversammlung des "Europäischen Forums der christlichen Lesben- und Schwulengruppen" statt.

1. Oktober: Das revidierte Strafgesetzbuch (StGB) tritt in Kraft.

Gründung der "Swiss Bears" Bartmänner Schweiz.

In der Romandie entsteht das Angebot "projet école suisse romande".

Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern (HAB) richten im anderLand die Schwubliothek ein.

In der offenen Kirche Elisabethen in Basel formiert sich die lesbische und schwule Basiskirche Basel.

In Basel entsteht die Homoaktion Basel (HaK).

CAMP 92, die schwule Zeltstadt, Herzberg (AG)

Der Leder- und Motorradclub Zürich (LMZ) entsteht. Nach seiner Gründung kam es zur Vereinigung mit dem Club für schwule Ledermänner, "Loge 70".

Das erste schwule Filmfestival der deutschsprachigen Schweiz, die "Rapperswiler schwulen Filmtage" zeigen im Schloss Cinema Rapperswil (SG) eine Auswahl von Filmen. Bis 2004 wird jährlich eine Anzahl Filme gezeigt.

"SCHWUPS" Erstes Schwulentheater beginnt in Zürich Theaterstücke mit schwulem Inhalt zu produzieren.

1993

Februar: Aus den Rapperswiler schwulen Filmtagen entsteht "KLICK", eine Schwulengruppe für das Zürcher Oberland und den oberen Zürichsee.

6. Februar: die Gruppe "Angehörige homosexueller Menschen" (AHM) wird gegründet.

19.-23. Mai: Das 7. "Europäische SchwuLesbische Chorspektakel" findet in Zürich statt.

23. Mai: Im Rahmen des Chorspektakels findet im Zürcher Grossmünster eine musikalische Morgenfeier statt.

5. Juni: Der Verein "Pink Cross" wird als Dachverband der Schwulenorganisationen und schweizerisches Schwulensekretariat gegründet.

10. Juli: In Bern wird der Verein "Schwulenarchiv Schweiz" (sas) gegründet.

Der Verein "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare" lanciert die Unterschriftensammlung für eine gleichlautende Petition.

Gründung des "Choeur homogène", eines schwulen Männerchors in Genf.

In Zürich eröffnet der Club "Labyrinth", zuerst in einem Keller in der Nähe des Albisriederplatzes und bald darauf als erster Club im Industriequartier.

Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich (HAZ) geben die "Presseschau" heraus. Diese Publikation wird 1997 von Pink Cross übernommen und heute unter dem Namen "LES.BI.SCHWULE PRESSESCHAU" weitergeführt.

In Winterthur entsteht unter dem Namen "Wisch" ein Verein schwuler Männer.

Gründung der "Les Homos" Schaffhausen.

1994

15. März: Ständerat Gilles Petitpierre (FDP, GE) richtet eine einfache Anfrage an den Bundesrat: "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare" - was wird getan? Dies gilt als Anstoss für das Partnerschaftsgesetz.

23. Mai bis 23. Juli: In Zürich wird vom Verein "25 Jahre Stonewall" ein Festprogramm durchgeführt. Dies führt zur Wiederaufnahme der CSD-Veranstaltungen, die einige Jahre nicht mehr stattgefunden haben.

25. Juni: Gay pride, Genève, slogan: "Personne n’est parfait".

5. November: Eine ausserordentliche SOH-Generalversammlung beschliesst die Auflösung des Vereins mit der Bitte an alle Mitglieder, sich Pink Cross anzuschliessen.

"Comunità Gay Svizzera di Lingua Italiana" (CGST) für das Tessin und die Bündner Südtäler entsteht.

Das "Spazio Gay Ticino" in Lugano Massagno öffnet seine Türen als Treffpunkt.

"Alpagai" Valais/Wallis wird gegründet.

"Capricorn - schwul und lesbisch in Graubünden" entsteht.

1995

9. Januar: Die Petition "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare" wird mit 85'181 Unterschriften den Eidgenössischen Räten im Bundeshaus Bern übergeben.

1. April: In Luzern öffnet "Uferlos", ein neues Begegnungszentrum für Schwule und Lesben, seine Türen.

24. Juni: Der neu gegründete Verein CSD in Zürich organisiert eine Gay Parade.

8. Juli: Die erste öffentliche Segnungsfeier für ein schwules Paar findet in Bern statt.

28. Juli bis 13. August: In Bern an der Aare finden unter dem Namen "Uferlos" schwul-lesbische Kultur- und Festwochen statt.

16. September: Gründung von "Network", Verein für schwule Führungskräfte.

Die HACH lösen sich auf. Nachfolge-Organisation ist Pink Cross.

Dialogai in Genf erhält unter dem Namen "Gays retraités" eine Gruppe für Pensionierte.

"Aquarius", club de natation, nennt sich ein Schwimmklub in Lausanne.

"Empreinte" Fribourg entsteht als kantonale Aids-Hilfe. Ab 1996 arbeitet sie mit "Sarigai" zusammen.

In Baden entstehen die "Aargay".

Gründung einer HAZ-Gruppe für Männer über 25.

Die HAZ bietet eine Coming-Out-Gruppe für Schwule Väter an.

1996

6. Januar: Auf dem Bundesplatz in Bern wird die Aktion "Lange Bank" durchgeführt, weil ein Jahr nach Einreichen der Petition "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare" noch keine Behandlung des Vorstosses erfolgt ist.

1. Juni: In Lausanne (VD) wird "VoGay" gegründet.

3. August: Der Christopher Street Day (CSD) wird als "Züri Gay Fäscht" mit bunter Parade und vielen Partys gefeiert.

August 1996: Gewalt gegen Schwule geschieht immer wieder. Stellvertretend für andere Vorfälle weisen wir auf dieses Beispiel hin.

5. Oktober: Gründung der "Elterninitiative Gleiche Rechte für Homosexuelle".

7. Oktober: In Fribourg wird "Sarigay" gegründet.

15. Oktober: "Adamin", der Verein Schwule Seelsorger Schweiz, entsteht.

Dezember: Aus den schwulen Medizinmännern wird "MediGay", Schwule und Lesben in medizinischen und Pflegeberufen. Ab 2008 ist es eine Fachgruppe von Pink Cross.

Die Gruppe für "Männer über 25 Jahre" der Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich (HAZ) nennt sich neu "Spätzünder".

Erste Wahl eines Mister Gay Switzerland, der als Vertreter der schwulen Gemeinschaft nach aussen wirken soll.

In Zürich eröffnet das "Aera" als illegaler Club seine Tore (ab 1998 mit Bewilligung). Lange Zeit war dieser am Samstag nur für Schwule offen, unter dem Motto "No dick - no entry".

1997

24. Mai: Die Vereinigung homosexueller Erzieher/​innen und Lehrer/​innen der Schweiz (VHELS) übergibt die Tätigkeit des Vereins an Pink Cross. Der selbständige Verein wird aufgelöst.

31. Mai: Auf dem Bundesplatz in Bern findet eine nationale Lesben- und Schwulenkundgebung mit 6'000 Menschen statt. Unter dem Motto "Lesben und Schwule in guter Verfassung" wird gefordert, dass die neue Bundesverfassung einen expliziten Schutz vor Diskriminierung enthalten soll.

1. Juni: In Lausanne (VD) wird "VoGay" gegründet.

5. Juli: An diesem Tag findet die erste, die ganze Romandie umfassende "Lesbian & Gay Pride" in Genf statt.

19. Juli: CSD Zürich mit Umzug ohne politischen Inhalt, dafür viele gut besuchten Partys. Pink Cross und LOS dazu: So soll es nicht weitergehen!

September: "schwall", das neue Info-Blatt der Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich (HAZ), erscheint regelmässig.

30. Oktober-9. November: Zum ersten Mal finden in Bern unter dem Namen "Queersicht" lesbisch-schwule Filmtage statt. Diese werden in der Folge jährlich durchgeführt.

1. November: Freunde und Eltern von Lesben und Schwulen (FELS) entsteht aus der "Elterninitiative Gleiche Rechte für Homosexuelle". In Olten wird ein nationaler Verein FELS (später fels) gegründet.

22. November: Gründungsversammlung von "PinkRail", lesbischwule Angestellte im öffentlichen Verkehr.

Pink Cross und LOS reichen zwei Varianten für ein Gesetz für Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement ein.

In der Schweiz wird eine Gruppe von Amnesty International gegründet, die sich für die Rechte von queeren Menschen einsetzt. Sie trägt den Namen "Queeramnesty Schweiz".

"H2O club de natation", ein Schwimmclub für Schwule in Genf, entsteht.

In Zürich eröffnet die "Cranberry" Bar, die sich schnell als Treffpunkt für Schwule und Lesben etabliert.

Die Gruppe "LesBiSchwul Zug" formiert sich.

Im Kanton Graubünden wird eine Telefonberatung eingerichtet unter dem Namen "Rosa Telefon".

1998

21. Januar: Auf Antrag von Pink Cross wird erstmals ein schwuler Überlebender des Holocaust durch den Holocaust-Fonds unterstützt. Damit werden Schwule auch als Opfergruppe anerkannt.

Februar: in Schaan, Liechtenstein, wird "FLay - Kultur- und Freizeitverein für Homosexuelle" gegründet.

1. März: "Rainbow Line", das gesamtschweizerische Info- und Beratungstelefon, wird von Pink Cross zusammen mit den HAZ, HABS, HAB, HALU und der Lesbenberatung Zürich als Meldestelle bei homophoben Gewaltakten gegenüber Einzelnen und Gruppen betrieben.

8. Mai-29. Juni: "Pink Apple", 1. Schwullesbisches Thurgauer Filmfestival, findet in Frauenfeld statt. Es wird daraufhin jährlich durchgeführt.

4. Juli: In Lausanne findet eine "Lesbian & Gay Pride" statt.

Juli: Pink Cross eröffnet in Genf ein Secrétariat romand.

18. Juli: CSD findet in Zürich wieder mit politischen Reden und Slogans und erstmals der Wahl einer öffentlich bekannten Person zum CSD-Preisträger oder zur CSD-Preisträgerin statt.

17. August: Wecker-Aktion vor dem Bundeshaus, um endlich eine Antwort auf die Petition "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare" zu fordern.

28./​29. November: "Hermann", die Beratungsstelle für Sexworker in Zürich, erhält per Volksabstimmung von der Stadt Zürich Fr. 30’000. Die SVP unterliegt deutlich in ihrem Kampf dagegen.

30. November: Der liberale Genfer Nationalrat Jean-Michel Gros reicht die parlamentarische Initiative "Registrierung der zusammenlebenden Paare" ein.

18. Dezember: Die grüne Zürcher Nationalrätin Ruth Genner reicht die Parlamentarische Initiative "Das schweizerische Zivilgesetzbuch (ZVG), das Bürgerrechtsgesetz (BüG) sowie die Zivilstandsverordnung (ZVO) seien so zu ändern, dass eine Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren geregelt ist" ein.

In Genf wird unter dem Namen "360° association lesbienne, gay, bisexuelle et transgenre" (LGBT) ein Verein gegründet, der auch das Magazin "360°" für die welsche Schweiz herausgibt.

VoGay bietet mit "InfoBi" in Lausanne eine Beratungsstelle an.

"LesBiSchwule Konferenz" Zentral-Innerschweiz wird ins Leben gerufen.

In Winterthur erhält "Wisch" ein Clublokal.

1999

18. April: Die neue Bundesverfassung wird vom Volk angenommen. Sie enthält mit Artikel 8, Absatz 2 ein Verbot von Diskriminierung auf Grund der Lebensform.

21. April bis 25. Juli: Ausstellung "DER KREIS: Mitglieder, Künstler, Autoren" im Schwulen Museum Berlin.

Mai: Die Berner "gayAgenda", das Mitteilungsblatt der Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern (HAB), erscheint nun regelmässig.

26. Juni: Der Christopher Street Day (CSD) in Zürich steht unter dem Motto "30 Jahre Stonewall - gleiche Rechte jetzt!"

2. bis 4. Juli: Die "Lesbian & Gay Pride" der Romandie findet dieses Jahr in Fribourg statt.

18. September: 6000 Lesben und Schwule demonstrieren unter dem Motto: "Gleiche Liebe - Gleiche Rechte / Ja, wir wollen" in Bern, um der parlamentarischen Initiative von Nationalrat Jean-Michel Gros (FDP, GE) zum Partnerschaftsgesetz zum Durchbruch zu verhelfen.

27. September: Der Nationalrat erteilt seiner Rechtskommission den Auftrag zur Ausarbeitung eines Partnerschaftsgesetzes.

13. November: Homosexuelle und Kirche (HuK) Schweiz löst sich auf. HuK Zürich besteht bis 2004 weiter.

Pink Cross schafft die Fachgruppe "Jeunesse et école, Jugend und Schule" und ein Jahr später die Ergänzung "GLL - Gay and Lesbian Love, Gleichgeschlechtliche Liebe Leben, das andere Schulprojekt".

"Juragai", l'association homosexuelle mixte de l'Arc jurassien, wird in Delémont gegründet.

"ABQ Schulprojekt", ein Verein zur Aufklärung über gleichgeschlechtliche Liebe in Schulklassen, entsteht im Kanton Bern.

Erster "Queer Sunday" mit Filmen in St.Gallen.

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Daniel Bruttin, November 2020, September 2021