Provokateur

Alexander Ziegler führte im beruflichen und privaten Alltag einen Feldzug gegen die gesellschaftliche Ächtung Homosexueller und schwuler Liebe. Er tat dies besonders auch als Chefredaktor des Schwulenmagazins Du & Ich, das er von 1971 bis 1979 prägte. Er führte die Zeitschrift aus der finanziellen Krise: Mit freizügigen Bildern junger Männer, teils erfundenen Star-Interviews, Schicksalsgeschichten und viel Selbstwerbung. So liess er zum Beispiel 1971 seinen damaligen Freund Bruno Sch. ausführlich aus dem "Leben mit Alexander" erzählen. Zieglers engagierte Kommentare, entstanden am Schreibtisch vor einem menschlichen Totenkopf, schufen ihm Gegner. Die politische Schwulenszene Deutschlands machte ihm den Vorwurf, mit seinem Lebensthema viel Geld zu verdienen. Ziegler meinte dazu, es sei nicht leicht, eine Zeitschrift für Menschen zu machen, "die untereinander ein Solidaritätsverhalten unterhalten wie ein Nilpferd zu einem Meerschweinchen".

Auch in der Schweiz eckte Ziegler an. In Stäfa, wo er später mit Kurt W. lebte, war er zwar Stammtischthema, aber es gab kaum Diskriminierung. Sein Eintritt in die Linkspartei POCH hingegen ging 1980 mit einer offenen Kampfansage Zieglers an die Homosexuellen Arbeitsgruppen (HA-Gruppen) einher, deren politische Arbeit er seit jeher sehr abschätzig beurteilt hatte:

"Ein solch extremistisches Vorgehen bewirkt doch genau das Gegenteil der Absicht, die Schwulen aus ihren Ghettos herauszuholen. Ich erachte diese Polit-Homos als nicht repräsentativ."

Diese reagierten mit Anti-Ziegler-Flugblättern. Jedenfalls: Alexander Ziegler wurde nicht Nationalrat.

Peter Kaufmann, Dezember 2016