Schauspieler

Nach Er­schei­nen des "La­by­rinth" (1970) stand Alex­an­der Ziegler wegen Mord­dro­hun­gen unter be­son­de­rem Po­li­zei­schutz, konnte aber seine un­ter­bro­che­ne Schau­spie­ler­kar­rie­re fort­set­zen. Unter anderem übernahm er im Zürcher Bernhard-Theater eine Ne­ben­rol­le im Dia­lekt­schwank "Sex wie’s well" und sorgte re­gel­mäs­sig mit einem Kurz­dia­log für Lacher. Auf die Frage "Und was machst du, wenn sie dich ins Ge­fäng­nis werfen?", musste er rol­len­ge­mäss ant­wor­ten: "Dann schreib ich ein Buch."Bis zu seinem Tode stand Ziegler fast un­un­ter­bro­chen auf der Bühne. Be­son­ders eng waren seine Be­zie­hun­gen zum Zürcher Theater Stok. Thea­ter­lei­ter Zbigniew Stok hatte bereits 1972 "Zel­len­ge­flüs­ter" in­sze­niert; ab 1976 gab es am Zürcher Hir­schen­gra­ben fast jeden Juli ein neues, zeit­kri­ti­sches Ziegler-Stück, meist in­sze­niert von Hans-Peter Rieder und immer mit Ziegler in der Haupt­rol­le, manchmal sogar in mehreren Rollen. 1977 war es "Tribunal", eine Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Schutz­al­ter, 1978 die schwule Lie­bes­ge­schich­te "Sams­tag­abend" und im Jahr darauf "Will­kom­men in Ma­ri­en­tal" zum Thema Er­zie­hungs­hei­me. In der "Nacht­wa­che" (1980) befasste sich Ziegler mit der Si­tua­ti­on in psych­ia­tri­schen Kliniken, 1981 in "Ent­las­sen - Szenen einer Heimkehr" mit der Re­so­zia­li­sie­rung von Straf­ge­fan­ge­nen. "Es wird nie wieder Frühling" (Regie: Helmut Fuschl) the­ma­ti­sier­te 1982 die Ver­fol­gung der Ho­mo­se­xu­el­len während der Nazizeit. "Dro­gen­sta­ti­on" (1984) be­schreibt den Entzug in einer Klinik. Das Thea­ter­le­xi­kon urteilt:

"Zieglers Stücke lieferten Diskussionsbeiträge, welche die Öffentlichkeit mit Aussenseitern und Missständen konfrontierten und bisweilen auch schockierten."

Auch für den Sommer 1987 ver­fass­te Alex­an­der Ziegler ein neues po­li­ti­sches Bou­le­vard­stück: Für "Kokain oder der einsame Kampf des Philipp Neukomm" hatte er nach eigenen Angaben auf den Bahamas und in Süd­ame­ri­ka über den Dro­gen­han­del und die Dro­gen­syn­di­ka­te re­cher­chiert. Kurz nach der Premiere am 17. Juli musste Ziegler mit einem Ner­ven­zu­sam­men­bruch hos­pi­ta­li­siert werden. Der Stress sei zu gross gewesen, hiess es of­fi­zi­ell. Er konnte dann aber bald wieder in seinem heftig um­strit­te­nen und kri­ti­sier­ten Pro­blem­stück auf­tre­ten. Am Dienstag, dem 11. August 1987, musste eine Putzfrau ein ver­schlos­se­nes Büro im Theater Stok durch  die Polizei öffnen lassen. Die Beamten fanden dort die Leiche Zieglers. Am Abend vorher war er noch auf der Bühne ge­stan­den und hatte dann Freunden gesagt, er wolle im Theater über­nach­ten. Gerüchte machten die Runde: Waren Dro­gen­krei­se schuld an Zieglers Tod? Die Un­ter­su­chun­gen in diese Richtung brachten kein Ergebnis. Suizid hingegen war eines seiner Le­bens­the­men: Alex­an­der Ziegler, 43, war an einer Überdosis Schlaf­ta­blet­ten ge­stor­ben. Nichts deutete auf Fremd­ein­wir­kung hin. Der ruhelose Geist hatte den Kampf gegen die eigenen Dämonen bis zu diesem frühen Ende durch­ge­foch­ten; verloren hat er ihn nicht, denn Ziegler bleibt ge­gen­wär­tig in einigen seiner Werke und in der Er­in­ne­rung von vielen Menschen. Die Stadt Zürich lehnte es 2009 ab, am Theater Stok eine Ge­denk­ta­fel für Alex­an­der Ziegler an­zu­brin­gen.

Peter Kaufmann, Dezember 2016

Literaturhinweise

Die fol­gen­den Bücher sind im Fischer-Ta­schen­buch-Verlag und als eBook bei Fischer Digital er­schie­nen:

  • Die Konsequenz
  • Labyrinth
  • Die Zärtlichen
  • Eines Mannes Liebe