Ideengeber

Bei André Ratti sprudelten die Ideen ununterbrochen. Mit dem zivilisationskritischen Manifest "Bevor wir aussterben" wollte der MTW-Moderator 1976 die Welt vor dem Untergang retten.

Einige Jahre später legte Ratti dem Autor und Publizisten Markus Kutter die faszinierende Idee zu einem Spielfilm nahe. In der Tradition des Basler Totentanzes sollte dieser die Geschichte einer unerklärlichen, tödlichen Seuche erzählen. Die Handlung war als plakativer Hintergrund zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Pharmaindustrie und der modernen Hightech-Medizin gedacht. Nach Rattis frühem Tod erweiterte Kutter die Geschichte um eine Rahmenhandlung, in der ein recherchierender Journalist selber vom Tod gepackt wird. Regisseur Urs Odermatt konnte 1991 für die Dreharbeiten zu der anspruchsvollen TV-Verfilmung des Stoffes einige der besten deutschsprachigen Schauspieler verpflichten. An Originalschauplätzen in Basel spielte Günter Lamprecht den Journalisten André, Dietmar Schönherr einen verschrobenen Professor und Ueli Jäggi in einer Doppelrolle den Tod und Andrés Freund.

"Ich lebe gern, ich sterbe gern", verkündete Ratti in seinem letzten grossen Interview vor laufender Kamera. Die Filmkritikerin Claudia Acklin setzte diese Worte 1989 als Titel über ihr Dokumentarfilmporträt mit viel Archivmaterial und Aussagen von Zeitzeugen aus Rattis Bekanntenkreis. Rattis Sexualleben wird im Dokuporträt  nicht ausgespart. Etwas klischeehaft geratene, kurze Inszenierungen (Regie: Christoph Schaub) illustrieren Tagebuchaufzeichnungen André Rattis und angebliche Hinweise von Freunden aus der Schwulenszene: Sie zeigen das Geschehen in Gay-Lokalen und im Strichermilieu.

Peter Kaufmann, November 2014

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"Der Tod zu Basel", Fernsehfilm von Urs Odermatt, 1992, Schweizer Fernsehen DRS / WDR, Stella Video oder hier

"Ich lebe gern, ich sterbe gern", Dokumentarfilm von Claudia Acklin, 1989, Videoladen