1999

Aids-Pfarrer

Unrühmliches

Ins Gerede kam das Lighthouse nicht nur wegen der Bären-Spen­den­ak­ti­on, sondern auch aus anderen Gründen: Lighthouse-Mit­in­itia­tor Heiko Sobel war eine cha­ris­ma­ti­sche Per­sön­lich­keit, die nicht zuletzt in der Schwu­len­sze­ne viele Anhänger, aber auch einige Gegner hatte. Sein über zehn­jäh­ri­ges En­ga­ge­ment für die Aids-Kranken ist un­be­strit­ten und in den be­rüh­ren­den Fo­to­gra­fi­en von Koni Nordmann im Buch "Aids-Zeit - Ich kann nicht mehr leben wie Ihr Ne­ga­ti­ven" do­ku­men­tiert. Doch später gerieten Pfarrer Sobel und seine frühere Tä­tig­keit fürs Lighthouse ins Zwie­licht. Jour­na­lis­ti­sche Re­cher­chen ent­hüll­ten im Herbst 1999 nach dem plötz­li­chen und bis heute un­er­klär­li­chen Ver­schwin­den des da­ma­li­gen Lighthouse-Buch­hal­ters, dass dieser zwar kein Geld mit­ge­nom­men hatte, aber dass schon seit Langem Einiges im Lighthouse-Betrieb unklar war. Vor allem der Beobachter ver­öf­fent­lich­te erneut happige Vorwürfe. Heiko Sobel habe als Ge­schäfts­lei­ter der Stiftung "Stunde des Herzens" zehn Prozent der Net­to­ein­nah­men erhalten. Als Seel­sor­ger habe er einer alten Frau ein Haus ab­ge­schwatzt. Bei einer im Lighthouse ver­stor­be­nen Ärztin sei eine "Spende" von 200'000 Franken irgendwo ver­si­ckert. Die man­gel­haf­te Trans­pa­renz bei den Spen­den­ein­nah­men und beim Lighthouse-Budget von mitt­ler­wei­le rund drei Mil­lio­nen Franken pro Jahr hatte schon Pro­fes­sor Ruedi Lüthy ver­är­gert. Ein Neu­an­fang war nötig. Stif­tungs­rats­prä­si­dent Hans-Peter Portmann:

"Die von mir ein­ge­lei­te­ten Un­ter­su­chun­gen und der darauf folgende Befund der Stif­tungs­auf­sicht, dass es in Bezug auf das Lighthouse keine Un­re­gel­mäs­sig­kei­ten und damit auch keinen ent­stan­de­nen Schaden gab, reichten nicht aus, um in der Be­völ­ke­rung das Ver­trau­en wieder voll­stän­dig zurück zu gewinnen. Es blieb nichts anderes übrig, als auch einen ra­di­ka­len Per­so­nal­wech­sel ein­zu­läu­ten."

Peter Kaufmann, Mai 2016