1991
Kultur-Gala
Für die zwei Benefiz-Abendveranstaltungen am ersten Juni-Wochenende 1991 im Zürcher Stadthof 11 fand sich viel Prominenz aus der Schweizer Unterhaltungsszene ein. Am Sonntagmorgen begann im Zürcher Opernhaus die fünfstündige Gala "Im Zeichen der Solidarität und Toleranz". Der neue Intendant Alexander Pereira stellte sein Haus unentgeltlich zur Verfügung. "Leider hatte er in späteren Jahren dafür kein offenes Ohr mehr", meint Max Wiener. 400 Franken kostete ein Ticket. Im Foyer war ein Krankenzimmer aufgebaut worden mit Preisschildchen an jedem Gegenstand, für den man spenden konnte - vom Kissen übers Leintuch bis zum Spucknapf. Anne-Marie Blanc las aus Saint-Exupérys Klassiker "Der kleine Prinz", Starschauspieler wie Paul Hubschmid oder Christoph Waltz traten genauso auf wie die weltberühmte Theaterformation Mummenschanz. Opernstars wie Eva Lind, Vesselina Kasarova, Gösta Winbergh oder Matti Salminen sangen sich in die Herzen des Publikums. Das Ballett des Opernhauses entzückte. Der damals noch nicht geoutete TV-Moderator Kurt Aeschbacher führte durchs abwechslungsreiche Programm. Alle Künstler verzichteten auf eine Gage, und die Garderobièren spendeten sogar ihr Trinkgeld. Über eine halbe Million Franken kam an diesem Juni-Wochenende zusammen: aus den Eintritten, den Spenden und dem Verkauf einer eigens produzierten Single. Der Zürcher Unternehmer und FDP-Politiker Ulrich Bremi, damals Nationalratspräsident, hielt eine festliche Ansprache. Max Wiener:
"Bremi erzählte mir später, er habe einen ganzen Stoss von Briefen erhalten, in denen seine Ratskollegen ihr Unverständnis für seine liberale Haltung und seinen Einsatz für 'die gruusige Sieche' bekundet hätten."
Peter Kaufmann, Mai 2016