2002
Lighthouse im Wandel
Mit einem Gala-Diner feierte das Lighthouse 2002 sein zehn-jähriges Bestehen. Die Teilnehmer gedachten der mehr als 240 Aids-kranken Menschen, die ihre allerletzte Lebenszeit wohlbehütet im Zürcher Lighthouse verbracht hatten und dort gestorben waren. Das Sterben und den Tod sah man im Lighthouse als einen Vorgang, der mit dem Leben unausweichlich verknüpft ist. Bei der Behandlung von Aids-Kranken hatte die Medizin indessen Fortschritte gemacht. Aids-Patienten lebten dank den Kombinationstherapien länger. Der Eintritt ins Sterbehospiz war nicht mehr so rasch und so oft nötig. Deshalb nahm das Lighthouse vermehrt auch andere unheilbar Kranke auf, vor allem auch junge Krebspatienten. "Wir sind in der Schweiz noch zu stark darauf fixiert, dass Medizin heilen muss. Wir haben verlernt, mit dem Gedanken umzugehen, dass dies auch nicht so sein kann", sagte der damalige ärztliche Leiter des Hospizes, Dr. med. Reinhard Baumann, in einem Interview von swiss-info. Die Palliativ-Medizin stecke in der Schweiz und insbesondere im deutschsprachigen Landesteil noch in den Kinderschuhen, "die Palliativ-Medizin gehört nicht zur Ausbildung der Ärzte". Die Öffnung der Pflege auf andere palliative Patientengruppen brachte allerdings wiederum finanzielle Engpässe und eine ungesicherte Zukunft mit sich. Zusätzliche Unterstützung vom Kanton Zürich und vom Bundesamt für Sozialversicherung erhielt das Lighthouse nur für Aids-Kranke. Die Entschädigungen für die Palliativpflege bei anderen tödlichen Erkrankungen waren hingegen sehr niedrig. Dennoch waren die Lighthouse-Verantwortlichen sicher, dass "das, was wir machen, einem Bedürfnis der Bevölkerung entspricht".
Peter Kaufmann, Mai 2016