Newsletter 10

Oktober 2010

Dieser Newsletter enthält folgende Themen:

  • Kolumne: Vor 50 Jahren - Der KREIS verliert sein Lokal
  • Website: Revision 1b
    • Stand der Arbeiten
    • Lektor: Beat A. Stephan

   

Vor 50 Jahren: Der KREIS verliert sein Lokal

eos. 1960 lief die Stadt-Zürcher Repression gegen Homosexuelle auf Höchsttouren. Einschlägige Bars, Toiletten-Treffpunkte und Parkanlagen wurden überfallsmässig von Mannschaften der Polizei durchkämmt, die Leute wahllos in Kastenwagen auf Hauptposten gebracht und dort registriert. Die Zürcher Tageszeitung Die TAT (Landesring der Unabhängigen, LdU, eine damalige Mittelstandspartei) veröffentlichte einen reinen Hetz-Artikel mit Untertitel "Zürich internationales Zentrum der Strichjungen" und nannte darin auch den KREIS, welcher "eine eigene Zeitschrift mit 'Heiratsanzeigen' für Homosexuelle herausgibt" und sogar in einer städtischen Liegenschaft am Neumarkt grosse Ball-Veranstaltungen durchführe, "wobei selbstverständlich auch die Strichjungen anwesend sind."

Das war reine Verleumdung. Der Artikel schloss mit "Die Behörden müssen handeln, bevor es zu spät ist." Und die Behörden handelten: Sie erliessen ein Tanzverbot für das gesamte Gebiet der Stadt Zürich, das allerdings nur den KREIS betraf, und sie verlangten vom Pächter des Hauses, dass er dem KREIS kündigen müsse. Das war ein klarer Bruch getroffener Vereinbarungen. Das bereits für den Oktober bewilligte Herbstfest 1960 musste abgesagt werden.

Mit den internationalen Bällen erwarb der KREIS die zur Herausgabe seiner dreisprachigen Zeitschrift nötigen Finanzen. Der Verlust dieser Quelle war der Anfang vom Ende. 1967 löste sich die europaweit lange einmalige und bedeutendste Organisation homosexueller Männer auf. Wie dramatisch ungerecht man damals gegen uns vorging, ist hier nachzulesen.

  

Website: Revision 1b

Stand der Arbeiten

si. Unterdessen haben wir "über uns", Teil 1 "Ächtung", Teil 2 "Weg zur Selbstbestimmung" und Teil 3 "Die Schweiz wird zur Insel" online überarbeitet und besser strukturiert resp. aufgegliedert. Ein Blick in diese revidierten Teile unserer Website lohnt sich - die Reaktionen von Usern zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, diese komplexe historische Materie benützerfreundlicher aufzubereiten.

Die online-Arbeiten für die noch ausstehenden Teile nehmen wir ab Ende dieses Jahres wieder auf mit dem Ziel, bis Ende Januar 2011 damit fertig zu sein.

Ende August hat auch die sanfte Lektoratsarbeit von Beat A. Stephan begonnen, für eben diese überholten Webpages.

Lektor: Beat A. Stephan

bs. Beat A. Stephan ist Journalist, Lektor und Ghostwriter in Zürich. Er arbeitet selbständig unter dem Label "Wahrtext - Die Textmanufaktur". Nach seinem Phil-I-Studium mit den Schwerpunkten Germanistik, Philosophie und Psychologie sowie Geschichte, Kunstgeschichte und Ethnologie wandte er sich dem Schreiben zu - der Tätigkeit, die er am zweitliebsten ausübt.

Zu seinen Leidenschaften gehört das Curlingspiel, das er viele Jahre lang auf internationaler Ebene ausübte. In den letzten Jahren bäckt er kleinere Brötchen und spielt am liebsten im Umkreis von Zürich. Dies nicht zuletzt, um abends wieder zu seinem geliebten Lebenspartner zurückzukehren, mit dem er seit zwei Jahrzehnten glücklich ist.