Newsletter 23

November 2011

Diese Ausgabe enthält folgendes Thema:

  • Fred Schneckenburger, Unternehmer und Künstler

   

Fred Schneckenburger, Unternehmer und Künstler (1902-1966)

eos. "Schneck", wie er im KREIS genannt wurde, war ein Erfolgstyp auf der ganzen Linie bei allem, was er unternahm. Und das hatte mit seinem Humor und seiner Menschlichkeit, aber auch damit zu tun, dass er ein Geldmensch war, der viel verdiente - nicht um mächtig zu sein, sondern weil Geld ihm die Unabhängigkeit sicherte. Bei seinen Ideen und Hobbies brauchte er keine Sponsoren. Er war frei zu tun, was er in welcher Weise realisieren wollte.

Mit 36 wurde er Geschäftsführer der Schweizerischen Schmirgel- und Schleifindustrie in Frauenfeld, steuerte die Firma gewinnbringend durch die schwierigen Kriegsjahre und war in der Ausbauzeit nach 1945 erfolgreich, weil er gezielt auf Werbung setzte. Damals gehörte er zu den ersten, die das taten. Und er tat es auf völlig neue Weise mit jungen, talentierten Künstlern und Textern, die er anstellte und förderte.

Zugleich begann er ihre Werke und andere, meist Plakate, zu sammeln.

1954 verkaufte er seine Plakatsammlung von 15'000 Exemplaren ans Zürcher Museum für Gestaltung. Sie wurde dort zum Grundstock einer der weltweit bedeutendsten Sammlungen auf diesem Gebiet.

Einer von Fred Schneckenburgers Grafiker-Freunden entdeckte, dass sein Patron abstrakt-surrealistische Puppen für die Kinder seiner Verwandten bastelte. Er brachte Fred dazu, mit solchen Puppen Theater zu spielen. Das gelang.

Bald hatte Fred ein Programm beisammen. Er war ein grosser Bewunderer des berühmten Zürcher Cabaret Cornichon (1934-1951), in dem auch der Leiter des KREIS, Karl Meier / Rolf mitspielte. Also lag es nahe, dass Schneckenburgers Theater ebenso kritische und vor keinem Tabu zurückschreckende Texte bringen sollte.

Nun aber waren seine "Schauspieler" abstrakte Puppen. Und die konnten via Tonband noch viel direkter agieren und gewisse Vorkommnisse und Personen präzis und schonungslos ausleuchten. Ätzend aber wurden sie nie. Um Schneckenburgers Figuren wehte immer ein Hauch Geheimnis und Augenzwinkern zugleich. Die Wirkung war phänomenal.

Mit seinen "Kindern" zog er von 1947 bis 1964 durch die ganze Schweiz und halb Europa.

Im KREIS gehörte "Schneck" zur starken Gruppe der Künstler und Intellektuellen und hatte als stets humorvoller Mensch auch viele Freunde. Dass er erfolgreicher Unternehmer war, wussten nur wenige. Doch spürte jeder die dezidierte Führungspersönlichkeit.

Mehr zu einem Mann, der im beschränkten Rahmen seiner Zeit durchaus "gay leadership" lebte: Fred Schneckenburger