Newsletter 24

Dezember 2011

Diese Ausgabe enthält folgende Themen:

  • Kolumne: Regenbogenfahne und Red Ribbon-Solidarität
  • schwulengeschichte.ch: Version 2.0
  • Neu: Autorenkürzel der einzelnen Newsletter-Beiträge

   

Regenbogenfahne und Red Ribbon-Solidarität

eos. Vor wenigen Tagen meldete sich ein Arzt und bat um Namensänderung oder -löschung. Denn über einen genau gleich heissenden Mann werde in der Website berichtet. Deswegen habe er Anstellungsschwierigkeiten. Tatsächlich war seinerzeit ein Doppelgänger in schwulen Organisationen tätig und spielte eine Rolle in der Befreiungsbewegung, was in der Schwulengeschichte nachzulesen ist. Und das ist auch über Google erfahrbar. Jetzt muss sich dieser Arzt Fragen nach seinem HIV-Status gefallen lassen und immer wieder das Missverständnis klären. Das sei mühsam; er möchte es nicht mehr tun. Frage: Wo leben wir eigentlich, Ende 2011, wenn geschulte Leute im Personalsektor annehmen, Mitwirken in Schwulenorganisationen sei - wahrscheinlich - mit HIV-Ansteckung identisch?

Aus Hoffnung auf eine offene Welt, die gleichgeschlechtlich Liebende akzeptiert statt ächtet und ausgrenzt, ist Ende der 1970er Jahre die Regenbogenfahne entstanden. Ein Bild aus der Bibel: die Hoffnung auf ein Ende der Sündflut und der Regenbogen, den Gott zum Zeichen der Versöhnung in den Himmel stellt. Er soll die Ausgeschiedenen hoffen lassen und den Bestrafenden als versöhnt zeigen.

Die Regenbogenfahne entwarf ein Künstler in San Francisco. In ihrer heutigen Form erschien sie erstmals 1979 an der grossen Trauerparade für San Franciscos schwulen Bürgermeister Harvey Milk. Ein Jahr zuvor hatte ihn ein Fanatiker ermordet.
Wenig später, als Aids ausbrach und zur grossen unbezwingbaren Bedrohung geworden war, fand die Regenbogenfahne eine neue Bedeutung als buntes Zeichen der Hoffnung, als Trost und Zuversicht in hoffnungsloser Zeit.

In denselben Monaten traf Aids auch die Künstler- und Schwulenszene von New York. Erkrankte wurden von ihren Familien verstossen, von Kollegen verlassen und starben einsam irgendwo. Solidarität war das neue Wort. Die Betroffenen halfen den Betroffenen. Einer von ihnen machte ein rotes Band zur Schleife, steckte es an. Ein Helfender. Rot ist Gefahr, Schleife heisst verbunden, solidarisch sein.

Die Rote Schleife leuchtete bald an vielen Kleidungsstücken und Revers nicht nur in New York, sondern im ganzen Land und darüber hinaus. Sie wurde zum weltweiten Symbol.

Die Regenbogenfahne löste sich vom Bezug auf Aids. Sie blieb ein Zeichen von Hoffnung, Stolz und Selbstbewusstsein homosexueller Frauen und Männer und trat ihrerseits quasi als Nationalflagge der gay-lesbian Community den Gang um die Welt an.

Mehr zu den beiden Symbolen

  

schwulengeschichte.ch: Version 2.0

mt. Auch ein Verein, der sich mit Geschichte und damit mit der Vergangenheit beschäftigt, muss sich um seine Zukunft kümmern. Genau das hat der Vorstand des Vereins "schwulengeschichte.ch" an seiner letzten Sitzung im laufenden Jahr getan und ein Konzept verabschiedet, das die Grundlage für die anstehende Weiterentwicklung des Projekts "schwulengeschichte.ch" bildet.

Im kommenden Frühling werden die laufenden Revisionsarbeiten, über die an dieser Stelle regelmässig berichtete wurde, beendet sein. Damit werden auch das Werk und die Autorentätigkeit von Ernst Ostertag und Röbi Rapp abgeschlossen und eine erste, grosse Etappe erreicht sein.

Nun gilt es, die offenen Fragen zur Weiterführung von "schwulengeschichte.ch" anzugehen. Wie sollen die Inhalte ergänzt werden? Welche Themen sollen aufgenommen, welche ignoriert werden? Wo gilt es Lücken zu schliessen? An wen richten wir uns, wie soll die Website bekannt gemacht werden? Aber auch die personelle und finanzielle Ausstattung des Vereins muss erweitert und sichergestellt werden.

Das vom Vorstand verabschiedete Konzept "schwulengeschichte.ch - 2.0" beschreibt und strukturiert die Vorgehensweise, um genau diese offenen Fragen zu beantworten. Es ist für Interessierte auf Anfrage beim Vorstand erhältlich.

In einem ersten Schritt wird eine Fachgruppe rund um Vorstand und Projektleitung ein Leitbild erarbeiten, in dem die strategischen Grundlagen für die zukünftige Projektführung festgelegt werden. Das neue Leitbild soll im Frühling durch die Mitgliederversammlung in Kraft gesetzt werden. Von diesem Ausgangspunkt her können dann alle weiteren Ziele formuliert und deren Umsetzung angegangen werden.

Auch zukünftig soll die Website "schwulengeschichte.ch" in kleinen aber kontinuierlichen Schritten weiterwachsen und so ein vielfältiges Bild einer lebhaften und farbigen schwulen Emanzipationsgeschichte in der Schweiz zeigen.

 

Neu: Autorenkürzel der einzelnen Newsletter-Beiträge

si. Auf Anregung eines ungarischen Newsletter-Abonnenten führen wir mit dieser Nummer Autorenkürzel ein.

Soweit noch eruierbar, wurden die einzelnen Beiträge der früheren Newsletter-Ausgaben nun auch mit dem korrekten Autorenkürzel versehen, sodass im Newsletter-Archiv nun nachgesehen werden kann, wer wann was geschrieben hat. Dort ist neu auch aufgelistet, wer sich hinter welchem Autorenkürzel verbirgt.