Letzte Hollywood-Jahre

Von 1940 bis 1950 bleibt René Hubert in Hol­ly­wood, wo er bei der 20th Century Fox 1941 unter Vertrag steht. Das Studio über­lässt ihm bei seinen Filmen die volle kreative Kon­trol­le und übergibt ihm unter anderem die Kos­tüm­ver­ant­wor­tung für den teu­ers­ten Fox-Film des Jahres 1943: "The Song of Ber­na­det­te" von Henry King. Die Ver­fil­mung des Franz-Werfel-Romans mit Jennifer Jones in der Ti­tel­rol­le wird ein Jahr später mit vier Oscars aus­ge­zeich­net und darüber hinaus in acht Ka­te­go­ri­en no­mi­niert.

René Huberts Un­ab­hän­gig­keit bei Fox endet bereits 1943, als der in die Be­sit­zer­fa­mi­lie ein­ge­hei­ra­te­te Charles LeMaire die Kos­tüm­ab­tei­lung über­nimmt. Hubert ist von dieser neuen Si­tua­ti­on nicht gerade be­geis­tert. Doch LeMaire versteht es, Hubert ver­söhn­lich zu stimmen, indem er ihm den Film "Wilson" über das Leben des US-Prä­si­den­ten Woodrow Wilson (1856-1924) übergibt - im Wissen, dass Hubert Wilsons Epoche be­son­ders am Herzen liegt. LeMaire scherzt, dass Hubert die Mode dieser Ära so sehr liebe, dass er diesen Klei­der­stil als modern be­trach­te. In der Folge werden LeMaire und Hubert beste Freunde und treffen sich 1954 wieder für den Film "Désirée", vier Jahre nach Huberts Abgang bei der Fox.

Charles LeMaire lässt René Hubert in den vier­zi­ger Jahren jedoch nicht nur Rosinen picken. Neben den Arbeiten für die Re­gie­g­rös­sen seiner Zeit muss er sich auch für zwar er­folg­rei­che, doch aus heutiger Sicht un­be­deu­ten­de Filme ver­din­gen.

Bis zu seinem 55. Le­bens­jahr im Jahr 1950 hetzt Hubert von einem Film zum andern, was ihn wohl mit der Zeit ermüdet. Danach ist er im Film­ge­schäft nur noch für fünf Pro­duk­tio­nen zu haben  - neben "Désirée" nur noch für "Ana­st­a­sia" (1956) von Anatole Litvak mit Ingrid Bergman und Yul Brynner (Oscar für Bergman als beste Schau­spie­le­rin in einer Haupt­rol­le), "The Journey" (1959) von Anatole Litvak mit Deborah Kerr und Yul Brynner sowie "The Four Horsemen of the Apo­ca­lyp­se" (1962), ein Remake eines Rudolph-Va­len­ti­no-Films, von Vincente Minelli mit Glenn Ford, Ingrid Thulin und Charles Boyer. Und zuletzt für den bereits er­wähn­ten "The Visit" mit Ingrid Bergmann und  Anthony Quinn von Bernhard Wicki (1964).

Christian Wapp, Sep­tem­ber 2020