1933-1945

Die Schweiz wird zur Insel

Auch für Homosexuelle

Schon im ersten Weltkrieg von 1914-1918 blieb die Schweiz vom Kriegsgeschehen verschont. Sie war aber keine Insel. Frankreich und Italien kämpften und siegten gegen Deutschland und Österreich. Mit dem Aufkommen der Diktaturen des Faschismus in Italien und des Nationalsozialismus in Deutschland zeichnete sich eine Lage neuer Aggressionen ab, die durch den Anschluss Österreichs 1938 und mit Kriegsbeginn ein Jahr später bereits 1940, nach der Niederlage Frankreichs, äusserst gefährlich wurde und zum Inseldasein der Schweiz als Demokratie führte.

Zugleich gab sich unser Land ein liberales neues Strafgesetz, nach welchem unter anderem homosexuelle Akte unter Erwachsenen ohne Ahndung blieben. Das war einzigartig im deutschen Sprachgebiet. Auch in dieser Hinsicht war die Schweiz eine Insel und Zuflucht für Verfolgte aller Art.

Im Teil 3 wird den Auswirkungen auf die Homosexuellen nachgegangen und ihr dezidiertes Eintreten für Unabhängigkeit und Verteidigung der Freiheit skizziert. Dabei halfen auch homosexuelle Emigranten entscheidend mit. Das Cabaret Cornichon und das Zürcher Schauspielhaus standen an massgeblicher Stelle der staatlich geförderten "Geistigen Landesverteidigung".

Zugleich bremsten offizielle Stellen die Aufnahme von Flüchtlingen und blockierten später fast jeden Zutritt - mit tragischen Folgen für die Abgewiesenen oder nicht Anerkannten. Homosexuelle wussten um Einzelschicksale dieser Leidensbrüder und Opfer des Nazi-Terrorismus. Auch darüber wird berichtet - und über den mühsamen Weg bis zur späten oder zu späten Rehabilitierung.

Ernst Ostertag, September 2010