1939
Trennung
... in Freundschaft
Der Kriegsausbruch drei Tage nach dem Brahms-Konzert in Luzern schuf eine total neue Situation und wurde zur Zäsur im Leben des jüdischen Künstlers Horowitz. Bald würde ganz Europa brennen und Raum für einen Musiker wie ihn gab es wohl nicht mehr. Emigration war die einzige Option. Einen Monat später war er mit seiner Familie auf dem Weg nach Amerika.
An Bord der m/n Vulcania von Italien nach den USA, 1. Oktober 1939:
"Mein lieber Freund! Ich danke für Dein Brief. Es war wirklich grosse Glück, dass wir konnten vor meiner Abreise noch zusammen bleiben! [...] Es freut mich auch [...], dass Papa mich hat verstanden und sieht, dass ein Mensch, welcher Dich so gern hat wie ich, kann nicht ein schlechter Einfluss haben. Alles hätte besser, wenn wir mit Papa schon früher gesprochen haben.
Morgen komme ich nach New York. Ein neues Leben commence pour moi. [...] Ich wünsche Dir einen solchen Menschen zu finden wie ich, welcher Dich so gut verstehen könnte und zu Dir alles sein konnte, um von Dir bestimmt einen Mensch zu machen."
Angegeben war noch die Adresse in New York und dass Horowitz nicht nach Europa zurückreisen werde, bevor der Krieg zu Ende sei.
Weitere Briefe finden sich nicht. Es gab keine mehr.
Ernst Ostertag, Juni 2006