1954
Aktive Theatergruppe
... und Kabarettistisches
Am Herbstfest vom 11./12. September 1954 spielten drei Mitglieder der Theatergruppe zusammen mit Karl Meier / Rolf zwei Szenen von Lukian, "Zeus und Ganymed" in der Übertragung von Christoph Martin Wieland. Karl Meier hatte sie für die Bühne des KREIS eingerichtet. Titel der ersten Szene: "Zeus raubt Ganymed", der zweiten: "Heras Gardinenpredigt".
Das Stück war bereits zehn Jahre zuvor an einem Herbstfest mit Erfolg aufgeführt worden und sorgte auch jetzt wieder für grosse Heiterkeit. Die Darsteller waren: Karl Meier als Zeus, Bertie Wolf als Hera, Röbi Rapp als Ganymed und ein (noch immer) Unbekannter gab den Hermes. Schon 1944 spielten Karl Meier und Bertie Wolf das Götterpaar Zeus und Hera.
Die Heiterkeit des Abends klang nach im "Echo de la fête d'Automne", welches "Saint-Loup" aus Paris in einem Bericht für die französischen Leser schrieb1:
"[...] En effet, pendant toute la soirée [...], j'ai déambulé dans les salons et couloirs de votre 'Cercle' et partout je n'ai trouvé que visages détendus, rieurs, heureux. Plus de différences sociales, plus de différences d'âge ou de races; il n'y avait que des frères, venus de tous les coins de Suisse et même d'ailleurs, qui s'étaient réunis pour oublier pour un soir les terribles problèmes qui se posent chaque jour à ceux qui sont dans l'obligation constante de dissimuler leur véritable nature. Ensemble ils oubliaient, ensemble ils trouvaient dans le réconfort de l'amitié le courage d'affronter à nouveau la lutte.
Votre fête était agrémentée d'un spectacle de variétés. Pour être franc, je n'y ai pas compris grand'chose, votre 'Schwyzerdütsch' ne m'étant pas familier, mais cela n'avait aucune importence, [...] les rires de l'assistance suffirent à mon bonheur. [...]
Votre exemple est une leçon disais-je, les frontières et l'éloignement ne me le feront pas oublier."3
Im anschliessenden kabarettistischen Teil, der im Programm mit "Und weiteres Heiteres" angekündigt war, spielten Karl Meier / Rolf und Röbi Rapp die "von Rolf für Röbi verbrochene" und begeistert aufgenommene "Schauer-Ballade von dem Burgfräulein Kunigunde"2. Mit viel Selbstironie machte sich Karl Meier dabei zu einer Art Don Quixote, während Kunigunde ihren Keuschheitsgürtel anderen Glücksrittern durchaus zu öffnen bereit war.
Ernst Ostertag, Mai 2005
Quellenverweise
- 1
Der Kreis, Nr. Heft 10/1954, S.29
- 2
Der Kreis, Nr. 8/1954, Beilage
Anmerkungen
- 3
"[...] Tatsächlich, während des ganzen Abends schlenderte ich durch Räume und Gänge eures 'KREIS' und überall traf ich entspannte Gesichter, Lachen, Glücklichsein. Nichts von Unterschieden sozialer Art noch solchen des Alters oder der Rasse; es gab nur Brüder, angereist aus allen Ecken der Schweiz und sogar von ausserhalb, um für einen Abend vereint jene lastenden Probleme zu vergessen, die sich tagtäglich allen stellen, die gezwungen sind, ihre wahre Natur zu verbergen. Gemeinsam vergassen sie, gemeinsam fanden sie im Erlebnis der Freundschaft Trost und den Mut, sich dem Ringen erneut zu stellen.
Euer Fest zierte ein buntes Unterhaltungsprogramm. Um ehrlich zu sein, verstand ich davon nicht viel, euer 'Schwyzerdütsch' ist mir nicht geläufig, aber das hatte keinerlei Bedeutung, [...] die Lacher des Publikums genügten vollauf, mich glücklich zu machen. [...]
Euer Beispiel ist eine Erfahrung, möchte ich sagen, die über alle Grenzen und Entfernungen hinweg unvergesslich bleibt."