Herbstfest-Kabarett

... und Bericht eines professionellen Kritikers

Später am Abend beim Kabarettprogramm trat René Weber / René unter anderem als Madame de Pompadour auf.

Der Theaterkritiker Walter Boesch und Redaktor der Kulturteils des Tages-Anzeiger, Zürich, schrieb im November im Kreis als Casper Kelt über das Herbstfest1:

"Den komischen Auftakt bot eine gesellschaftskritisch treffsichere Szene: 'Der Elefant im Porzellanladen' von Stornoway, von unserem englischen Mitarbeiter Rudolf sehr wirksam ins Deutsche übertragen, welche das - schauspielerisch augenfällig verdichtete - Verhalten einer bestimmten Sorte von 'Herren' mit schonungslosem Witz anprangerte. Recht so - auch die Verlächerlichung dieser Aspekte unseres Lebens gehört in ein Kabarett-Programm. [...]

Rolf, der die aufs Notwendigste beschränkte Conférence übernommen hatte, eröffnete dann [...] den eigentlichen Kabarett-Teil mit einem Aufruf aller Länder, aus denen [...] Kameraden hergekommen waren - und ihre Zahl durfte ihn und uns mit Stolz erfüllen. [...]

Als Solodarbietung bekam man von Diego, prachtvoll gesungen, eindrückliche Negro Spirituals zu hören und von Michael amüsant pointierte Chansons; Georg-Ferdinand bot eine anzügliche 'Literaturstunde' und [...] herzliche Begeisterung vermochten erneut die beiden jungen Berner Ernst und Hans mit ihrem so ganz unprätentiösen, heiter gelösten Tanzduett zu wecken.

Dem zarten kleinen René [René Weber], der - von Antoine pompös gewandet - als Broadwaystar und als Madame Pompadour in Erscheinung trat, möchte man für die Zukunft ebenso viel urwüchsige Durchschlagskraft wünschen, wie sie Seppl [Franz Weder / "Gloria"] zu Gebote steht: wie er als 'Gloria' seine polyglotten Chansons 'an den Mann zu bringen' versteht, hat absolut Format und als er dann noch, zusammen mit einer 'Partnerin' in Luzerner Tracht als effektsichere Jodlerin hervortrat, da blieb kein Auge trocken."

Nach oben

Ernst Ostertag, Juni 2005

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 11/1957, Seite 13 ff