1985

Mitgliederversammlung

...vom 23. Juni

Aus dem Protokoll dieser Versammlung im Bahnhofbuffet Zürich geht hervor, dass einige der Gründungsmitglieder sich entschuldigen liessen, dafür waren neu André Depeursinge von Symétrie Lausanne und Stephan Inderbitzin von der HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich) dabei. Die wichtigsten Chargen im Vorstand verteilten sich auf Roger Staub und Marcel Ulmann als Aktuare sowie Herbert Riedener als Kassier.

Für Fr. 110.- pro Monat konnte die AHS (Aids-Hilfe Schweiz) im Begegnungszentrum der HAZ am Sihlquai einen Büroraum anmieten.

Es lagen einige neue Forderungen und Anforderungen zur Diskussion auf dem Tisch. Eine Zusammenfassung davon erwähnt das Protokoll:

"Wir wollen testpositive Leute nicht allein lassen."

Ein von der AHS verfasster Brief soll via Ärzte und BAG (Bundesamt für Gesundheit) an Testpositive abgegeben werden, zusammen mit dem Infoblatt des BAG.

"Sind wir bereit für die Beratung von testpositiven Leuten? [...] Wenn möglich jetzt schon Gespräch aufnehmen in den Gruppen, wie wir das bewältigen können."

"Unsere Beratungsstellen müssen von der 'öffentlichen Hand' finanziell unterstützt werden. Anfragen an kantonale und regionale Stellen ins Auge fassen und koordinieren."

Das Formulieren eines solchen Anfrage-Briefes wurde dem Vorstand übertragen.

Ein neues Aids-Test-Papier, das kürzer, prägnanter und zudem mit einem Abschnitt über Promiskuität versehen sei, müsse rasch verfasst und in Umlauf gebracht werden. Dazu sei eine Redaktionsgruppe zu bilden, die auch gleich gewählt wurde. Die Übersetzungen würden André Depeursinge (franz.) und Max Krieg mit Javier Regueiro (ital.) besorgen.

Roger Staub fügte seinem Protokoll der Vorstandssitzung vom 29. Juni noch bei:1

"Das (Aids-Test) Papier, wie es von der Redaktionsgruppe kam, ist vom Vorstand am 29.6. genehmigt worden, Druckauftrag für vorläufig 5'000 Stück ist erteilt. [...] Sie werden dort aufgelegt, wo es vor den Sommerferien noch möglich ist, und nur in Versände aufgenommen, wenn eine Gruppe nicht bis Ende August warten kann, bis die definitive, gedruckte Fassung vorliegt, mit allen Adressen. Im Moment fehlen Teststellen in der Romandie und im Tessin. Wir hoffen, dass nach der Sitzung der Expertenkommission vom 2. Juli die Sache vorwärts geht. Abklärungen sind eingeleitet und die Zusammenarbeit mit Dialogai und Symétrie ist im Entstehen."

Weitere Punkte aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung vom 23. Juni:

"Pressekonferenz (AHS) 2. Juli findet um 13.30 in Bern vor derjenigen des BAG statt. Inhalte und Pressemappen werden mit 14 gegen 7 Stimmen dem Vorstand delegiert."

Test-Situation in den Kantonen:

"Bisher liegen erst einige wenige Adressen von Ärzten vor [...] meldet weitere Ärzte an den Vorstand. [...] Die Liste soll nicht öffentlich zugänglich aufliegen, sondern gehört in die Beratungsunterlagen der Beratungsstellen, Namen nur auf Anfrage bekanntgeben."

Krankenkassen: Thomas Wicki

"berichtet, dass die Fragen in den KK noch nicht diskutiert worden sind, Meinung: keinen Staub aufwirbeln."

Die Krankenkassen zeigten sich später als höchst unkooperativ. Jedes neu lancierte Aids-Medikament und die Medi-Kombinationen vor allem in den 90er Jahren wurden nicht automatisch von den KK übernommen. Es musste stets neu dafür gekämpft werden mit öffentlichen Demonstrationen und Medienauftritten, und es brauchte die Solidarität aller Organisationen, zusammen mit der AHS und dem BAG. Erwähnung finden diese Vorgänge in der Geschichte von Dialogai.

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Ernst Ostertag, Februar 2008

Weiterführende Links intern

Romandie, Dialogai

Quellenverweise
1

Protokoll der Vorstandssitzung vom 29. Juni 1985