1980-1997

Überblick

In einer Zeit, die pestartige Epidemien für weitgehend überwunden hielt, wirkte das plötzliche Auftreten einer unbekannten, tödlichen Infektionskrankheit zunächst als Gerücht und Angstmacherei. Dann erschienen Berichte und Bilder. Das waren Beweise, aber sie betrafen nur Minderheiten, Schwule und Bluter. Das Problem liess sich verdrängen.

Die folgende Übersicht zeigt im ersten Teil die Geschichte von Aids anhand von Jahrzahlen und Stichworten ab 1980 bis 1984.

Der zweite Teil widmet sich den Ereignissen in der Schweiz. Es geht um Massnahmen zur Aufklärung: Was ist Aids? Wie schützt man sich? Wie hilft man Aids-Kranken? Und es werden die Gründungen der nationalen und lokalen Aids-Hilfe Organisationen chronologisch aufgelistet. Dies im Zeitraum von 1984 bis 1997. Dank neuen, wirksamen Medikamenten führt Aids seit 1997 nicht mehr zwingend zum Tod.

Aber die langen 15 Jahre von 1982 bis 1997 waren die düsterste, traurigste, unsicherste Zeit für alle Schwulen, die damals lebten.

Angst war der ständige Begleiter, Tag und Nacht. Plötzlich ein Anruf: "Mich hat's erwischt", und quälendes Schweigen. Was war dem nahen Freund, dem guten Bekannten jetzt zu sagen? Unter den Postsachen lag schon wieder eine Anzeige mit schwarzem Rand. Es gab Adressverzeichnisse mit bis zur Hälfte durchgestrichenen Namen. Ein Ende war nicht zu sehen.

Und doch, man fand die Kraft und den Mut, zusammenzustehen, in Hilfsprogrammen aktiv zu werden. Man tat dies aus Überzeugung "Es muss etwas geschehen!" Man tat es auch, um das passive Alleinsein zu bannen, aus Dank vielleicht, dass man noch gesund war und lebte oder in der Hoffnung, im Notfall zu wissen, was zu tun sei und Freunde in der Nähe zu haben.

Die Überlebenden, nach 1997, waren andere Menschen, als sie es vor der Krise waren.

Ernst Ostertag, August 2011