ab 2000
Engagement für die Community und ein professionelles Festival
Die Pink-Apple-Statuten definierten zwei Ziele. Das schwullesbische Filmfestival sollte für die Community relevante Filme zeigen und ein Treffpunkt für queere Menschen sein, der allerdings auch anderen offenstand. So entwickelte sich ein Forum mit viel Raum für Begegnungen und Austausch zwischen den Besuchenden innerhalb und ausserhalb der Kinos.
Von Beginn weg unternahmen die Organisator:innen besondere Anstrengungen, um die Veranstaltungen attraktiv zu gestalten. Sie legten Wert darauf, dass sich das Festival zunehmend professionalisierte. Diese Strategie wurde in verschiedenen Schritten umgesetzt:
Thematische Programmblöcke bildeten gesellschaftliche Trends ab und zeigten aktuelle Filme dazu. So gab es 2001 zur Vorführung des Films "Trembling bevor G-d" eine Diskussion über Judentum und Homosexualität. 2002 wurden drei kürzere Filme über queere Familien im Programm "We are Family" an einer Podiumsdiskussion kommentiert. 2010 fand eine "Hommage an Quentin Crisp" mit zwei Filmen statt.
Pink Apple vernetzte sich insbesondere an der Berlinale mit queeren Festivals. Daraus ergab sich etwa ein Austausch zwischen San Francisco und Zürich, der 2009 im Programmpunkt "Zürich Meets San Francisco" mündete. Auch wurden eigene Filmuntertitelungen mit den "Lesbisch Schwulen Filmtagen Hamburg", mit Queerscope, den Freiburger Lesbenfilmtagen oder der Berner Queersicht ausgetauscht. Man besuchte sich gegenseitig - und liess sich auch von den je anderen Festivalstrukturen und Programmen inspirieren.
Die selbst hergestellten Untertitel für fremdsprachige Filme waren eine Spezialität von Pink Apple. Oft kam es nämlich vor, dass Pink Apple einen fremdsprachigen Film unbedingt zeigen wollte, dieser aber keinen Verleiher im deutschsprachigen Raum hatte, weil der Markt nicht gross genug war. Dann musste das Festival diese Filme selbst untertiteln lassen.
Dafür wurde eine sprachgewandte Person gesucht, die in akribischer Kleinarbeit den Text des Filmes in deutschen Untertiteln auf Powerpoint-Folien bannte. Pausen mussten mit einer schwarzen Folie markiert werden. So eine Untertitelungspräsentation bestand aus 1000 bis 1500 Folien pro Langfilm.
Während des Films mussten die Folien dann von Hand synchron zum Filmdialog geschaltet werden. Die Untertitler:innen sassen also im Zuschauerraum und drückten während des ganzen Films in den richtigen Abständen auf ihren Laptop.
Diese Fleissarbeit ermöglichte ein grösseres Publikum zu gewinnen und Filme auch nicht-europäischer Sprachen zu zeigen. So konnten diese Filme auch in Frauenfeld vorgeführt werden. Dort wollte man nämlich nur deutschsprachige oder deutsch untertitelte Filme sehen.
Daniel Bruttin, April 2022