Freiwilligenarbeit und Entlöhnung
Pink Apple ist nur dank viel Gratisarbeit möglich. Das Festival wurde immer von einem kleinen Kernteam organisiert, das von vielen Helfern unterstützt wurde. Auf dem Kernteam lastete viel Arbeit, auch aufgrund des Qualitätsanspruchs der Beteiligten.
Im Thurgau war 1996 die Fachstelle für Freiwilligenarbeit gegründet worden. Sie setzte sich dafür ein, dass Freiwilligenarbeit sichtbar werden solle. Der Stundenaufwand der Freiwilligen sollte erfasst und in Publikationen der Organisationen erwähnt werden. Als Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Thurgau/Schaffhausen war ich im Vorstand der Fachstelle. Deshalb schlug ich auch bei Pink Apple vor, die aufgewendeten Stunden zu erfassen und auszuweisen. Der Vorschlag stiess auf offene Ohren, denn wir verstanden Pink Apple als soziales und kulturelles Projekt.
Wir erfassten die ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden und konnten so gegenüber Geldgebern zeigen, wie hoch die Eigenleistung der Organisator:innen ist. Im Budget von 2001 waren bereits Eigenleistungen von CHF 22'000 aufgeführt. Wie eine Fussnote zeigt, wurde dieser Arbeitsaufwand mit einem Stundenlohn von CHF 20 berechnet.
Das Erfassen und Ausweisen der Eigenleistungen war nur der Anfang. Wir diskutierten bald darüber, wie wir dieses grosse Engagement finanziell entschädigen könnten. Nach Abschluss des Festivals wurde deshalb der erzielte Gewinn mit den geleisteten Stunden verglichen und ein "Stundenlohn" von CHF 5.00 festgelegt und ausbezahlt. Das muss später als 2003 gewesen sein, denn im Jahresbericht nach dem Festival 2003 findet sich diese Bemerkung zu den Finanzen:
"Die Jahresrechnung 2002 schliesst, nach einer dringend nötigen Zuweisung an die Reserven von 10'000 Franken mit einem kleinen Gewinn von Fr. 2757.61 ab. Allerdings konnten dieses Jahr keine Entschädigungen für die immense Arbeit des Organisationskomitees geleistet werden."
Der "Stundenlohn" richtete sich also nach dem vorhandenen Geld, mindestens in den frühen Jahren.
Daniel Bruttin, April 2022