Technische Entwicklung

Die Suche nach geeigneten Filmen war in der Anfangszeit schwierig. Viele Filme kamen von Verleihern aus dem Ausland. Schweizer Verleiher hatten kaum schwullesbische Filme im Programm, weil es hierzulande nicht genug Publikum gab.

Technische Schwierigkeiten mussten gemeistert werden. Kinos zeigten Filme als 35-mm-Kopien. Diese Kopien waren so lang, dass sie mehrere Filmrollen füllten. Im Kino wurden sie umgespult und zusammengesetzt. Die Kopien wurden in Metallboxen versandt und wogen pro Film ca. 35 kg.

Die Produktion der 35-mm-Kopien war teuer. Deshalb bestanden von einem Film nur wenige Kopien. Pink Apple war deshalb auf eine gehörige Portion Glück angewiesen. Es musste eine Kopie der gewünschten Filme zur Zeit des Festivals frei sein, sie sollte nicht gerade am anderen Ende der Welt liegen und für die Verleiher wichtig genug sein, ein Provinzfestival zu beliefern. Dafür war es nützlich, dass das Festival in Zürich und nicht nur in Frauenfeld stattfand.

Die Kosten für eine oder zwei Vorführungen wurden willkürlich festgesetzt. Schnell lernten die Filmbeschaffer:innen hart zu verhandeln. War ein Deal geglückt, wurde das Organisationskomitee mit komplexen Lieferketten konfrontiert, mit hohen Kosten für Versände und mit komplizierten Verzollungsprozessen, damals auch aus der EU. Das bedeutete viel Aufwand.

Für Filme aus der EU bediente sich Pink Apple eines Tricks. Man liess sie an die Aids-Hilfe Konstanz liefern, mit deren Mitarbeitenden man befreundet war. Von dort brachten Helfer:innen sie per Auto über die Grenze nach Frauenfeld. Dafür bestand bei Pink Apple zu Beginn die Stelle des Filmtransporteurs. Diese Person gewährleistete die Logistik zwischen Konstanz, Frauenfeld und Zürich.

Kopien zur Ansicht erhielt man auf VHS-Kassetten und später auf DVD. Selten gab es die Filme auf professionellen Beta-Kassetten. Diese waren qualitativ besser, setzten aber entsprechende Abspielgeräte voraus, wobei eines nicht reichte, da verschiedene Formate bestanden. Sollten diese öffentlich vorgeführt werden, waren Fehler vorprogrammiert, da die Kassetten oft im letzten Moment ankamen und nicht vorher getestet werden konnten. Oft entstanden auch Diskussionen mit den Kinobetreibern, die diese Abspieltechnik nicht anboten oder ablehnten, weil sie qualitativ den 35-mm-Kopien unterlegen sei.

Später erhielt die Programmation einen zeitlich beschränkten Link auf den Film, um ihn zu visionieren. Heute gibt es keine Kopien mehr, die versandt werden müssen. Die Filme werden online zur Verfügung gestellt.

Daniel Bruttin, April 2022