Vom schwullesbischen zum queeren Filmfestival

Bereits im Zweckartikel des Verein Pink Apple aus dem Jahr 2000 stand, dass unter einem "Schwullesbischen Filmfestival" ein "Querschnitt von schwulem, lesbischem, bisexuellem und transgender Filmschaffen" verstanden werde. Das wurde in den Programmen auch so umgesetzt. Immer gab es auch Einblicke in queeres Leben jenseits von "schwullesbisch".

Trotzdem hiess das Festival 1998 "Pink Apple - 1. Schwullesbisches Thurgauer Festival". Alle Facetten im Namen unterzubringen, wäre rein grafisch unmöglich gewesen. Der Begriff LQBTIQ war noch nicht bekannt. Allerdings steckte auch die Absicht dahinter, mit den bekannten Reizwörtern schwul und lesbisch im Thurgau Reaktionen herauszufordern. Wir wollten diese Wörter unbedingt in der Zeitung, auf Plakaten und auf den Veranstaltungstafeln an den Einfahrtsstrassen der Stadt Frauenfeld lesen.

Warum der Name Pink Apple? Apfel und Thurgau gehören zusammen. So war "Rosa Apfel" für die Schwulen naheliegend, als sie die Namensgebung diskutierten. Lesben waren damals noch keine dabei. Da das Filmgeschäft sehr international ist, hat man sich schnell für die englische Variante entschieden: Pink Apple.

Im Jahr 2000 kam Zürich als Veranstaltungort dazu. Dem Untertitel «Schwullesbisches Filmfestival Frauenfeld" wurde noch das Wort Zürich beigefügt. Das war etwas sperrig. So liess man ab 2002 die Ortsbezeichnungen weg: Pink Apple schwullesbisches Filmfestival.

Ab 2004 wurden die Filme im Programm mit Farbpunkten nach lesbisch, schwul und transgender unterschieden. Damit wollte man in der zunehmenden Menge an Filmen Orientierung geben.

2019 wurde der Untertitel in "schwullesbisches+ Filmfestival" erweitert. Die Selbstbezeichnungen schwul und lesbisch wollte man weiterhin sichtbar lassen. Zugleich sollte das Spektrum der Community, die sich zunehmend ausdifferenzierte, mit dem Pluszeichen angedeutet werden.

Zum 25-Jahr-Jubiläum entschliesst sich Pink Apple, schwullesbisch+ durch queer zu ersetzen. Damit wird allen möglichen Anspruchsgruppen Rechnung getragen. International ist der Name einfach zu adaptieren: "Pink Apple Queer Film Festival"

Die Filme werden beim Pink Apple Queeres Filmfestival in fünf Farben markiert: lesbisch, schwul, transgender, queer und intersex.

Daniel Bruttin, April 2022