Sozialgeschichte der Schweiz

Wir sind keine Historiker und wollten von Anfang an auch kein im wissenschaftlichen Sinn historisches Buch verfassen. Von unserem Werdegang her sind wir auf Menschen und ihre Lebensweisen ausgerichtet und dachten daher an ein Kapitel schweizerischer Sozialgeschichte, das bis jetzt als Ganzes noch nie dargestellt wurde: Leben und Emanzipation der Homosexuellen in unserem Land. In unseren Augen hat die Ausstellung "unverschämt" dazu einen Anfang gemacht. Aus dem geplanten Buch ist nun diese Website entstanden. Sie soll vertiefende Fortsetzung der Ausstellung sein, allerdings fast ausschliesslich auf die Geschichte homosexueller Männer bezogen.

Sozialgeschichte verstehen wir als Prozess von sich miteinander verknüpfenden Umständen, Ereignissen und Reaktionen. In erster Linie geht es um jene Menschen mit ihren Schicksalen, die diese Prozesse bestimmt haben und zugleich durch sie bestimmt wurden. So ist die Website ein Epos geworden mit hunderten von Protagonisten, die alle lebten und litten, hofften und kämpften. Sie alle gaben trotz Anfeindungen, Ausgrenzungen und Rückschlägen nie auf. Ein Epos all jener Menschen, die durch ihre Veranlagung eine Liebe lebten, von der man noch vor etwas mehr als 100 Jahren sagte, sie schäme sich, ihren Namen zu nennen. Ein Epos der Wandlung im Bewusstsein von (fast) allen Betroffenen und damit ein Epos im Kleinstaat Schweiz, der in dieser Geschichte eine besonders grosse Rolle spielte, weil sein System der Volksnähe, Konkordanz und direkten Demokratie diese Wandlung auf breiter Basis zuliess und ermöglichte.

Ernst Ostertag und Röbi Rapp, Mai 2009