Newsletter 41

Mai 2013

Diese Ausgabe enthält folgende Themen: 

  • Kolumne: Vor 20 Jahren: SchwuLesbisches Chorspektakel in Zürich
  • Neue Post-Adresse des Vereins

      

Vor 20 Jahren: SchwuLesbisches Chorspektakel in Zürich

eos. Viele, die dabei waren, denken: Was, schon 20 Jahre ist das her! Andere erinnern sich an das Besondere: Ein erstes mehrtägiges schwullesbisches Fest in aller Öffentlichkeit und zusammen mit der Öffentlichkeit.

Wie froh war man damals um jede wohlwollende Beachtung und Hilfe von Seiten der Behörden, Politiker, Institutionen und um die durchweg positiven Medienberichte. Denn noch befand sich die ganze - vor allem schwule - Community tief in der Aids-Krise, in der Aids-Betroffenheit. Noch galt eine Ansteckung als Todesurteil. Fast jeder hatte nahe Freunde verloren. Es gab keinen, der bei einem gewöhnlichen Fieber- oder Schnupfenanfall nicht zusammenzuckte.

In dieser Situation entstanden die schwulen und wenig später auch die lesbischen Chöre. Gemeinsames Singen, Gemeinsamkeit in gelöster Stimmung, das war ein Bedürfnis.

Und auch Sehnsucht einer neuen, aufbauenden Botschaft sowohl in die eigenen Reihen hinein wie nach draussen war da. All dem Trüben, Erschreckenden, das aus dem Milieu schwuler Männer in die Allgemeinheit drang, wollte man jetzt etwas entgegensetzen.

Man wollte die Emanzipationsbewegung wieder aufnehmen, anderen ein Zeichen übermitteln. Man wollte Gemüt und Herzen berühren, und zwar spontan, humorvoll, unüberhörbar, überzeugend.

schmaz, der Schwule Männerchor Zürich, war sozusagen die Fanfare dieses Aufbruchs:

Kaum gegründet (1990), trat er am Europäischen schwul-lesbischen Chorfestival in Hamburg auf (Mai 1991) und holte sich nur acht Tage später die Ehrenurkunde beim Schweizerischen Gesangfest, Luzern.

In der Presse hiess dazu ein Titel "Singen gegen Vorurteile".

Drei Punkte waren Leitbild für diesen Chor:

  • Hohe, einwandfreie künstlerische Leistung
  • Experimentierfreude
  • Kompromissloser Einsatz für die Rechte von Schwulen und Lesben

Bereits 1992 öffnete sich die Zürcher Tonhalle erstmals für den schmaz und ein Jahr später traten die singenden Männer im Grossmünster auf. Dies an einem Aids-Gottesdienst zum Abschluss des Europäischen SchwuLesbischen Chorspektakels, das auf Einladung des schmaz vom 19. bis 23. Mai 1993 in Zürich stattfand.

Der Auftritt in Zwinglis Kirche, wo dieser 1523 die Zürcherische Reformation startete, hatte allerdings ein Nachspiel. Die evangelikale Fraktion der Kirchensynode vom 15. Juni 1993 protestierte heftig. Damit löste sie ebenso heftige Empörung in der Synode aus - und in der Presse.

Das dreitägige Spektakel war ein Meilenstein. Mit total 19 Chören, davon vier aus der Schweiz, mit Aufritten an zwei Abenden im Volkshaus, einer Gala-Veranstaltung am selben Ort (Präsentation: Hella von Sinnen), mit offenem Singen auf Strassen und Plätzen, einer Fahrt auf dem See zur Halbinsel Au samt Chor-Konzert in Begleitung von Regierungsrat Gilgen (Erziehungsdirektion) und dem gesanglichen Zwischenspiel beim Gottesdienst, all das brachte vielfache Echos in den Medien, durchaus positive.

Mehr dazu in:

Chorspektakel

Das Wohlwollen wurde eindrücklich bestätigt, als auf den Protest gegen "Entweihung des Grossmünsters" eine ganze Welle von Kritik losbrach.

Mehr dazu in:

Integration mit Protest

  

Neue Post-Adresse des Vereins

si. Neben der neuen email-Adresse info-at-schwulengeschichte.ch verfügt der Verein nun auch über eine neue Post-Adresse:

Verein schwulengeschichte.ch
8000 Zürich